Wadersloh (mw). Wut, Trauer, Verzweiflung, Enttäuschung und Ratlosigkeit kennzeichnen wegen des aktuellen Krieges in der Ukraine die derzeitige Meinung besonders der Heimatfreunde aus Wadersloh, die im Oktober 2022 zum dritten Mal eine Reise nach Riga im Beitrittsjahr der Gemeinde zum Riga-Komitee erleben wollten. Nun wurde die Reise aus Sicherheitsgründen abgesagt.
Hintergrund: Riga als Ort des Holocaust-Gedenkens
2013 mit 30, 2019 mit 40 und 2022 mit 46 Teilnehmer*innen, davon 14 Jugendliche und 32 Erwachsene zeugen von dem großen Interesse der Heimatfreunde in und um Wadersloh an dieser Stadt im Baltikum, im Osten Europas, was vor allem mit den Geschehnissen im Holocaust zusammenhängt. 1941 wurden von 20 verbliebenen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger nach Riga deportiert. Dazu fand im November 2021 ein Gedenken an „80 Jahre Deportationen nach Riga“ statt. Viele Begegnungen mit Orten dieser Metropole des Baltikums zeigt u.a. die wechselvolle Geschichte über ca. 800 Jahre mit den Deutschen auf. Ein besonderer Schwerpunkt wurde dabei auf den Zweiten Weltkrieg mit der Nazi-Diktatur, Orte des Holocaust und die sowjetische Okkupation gelegt. Auf dem Rathausplatz lassen sich die unterschiedlichen Arten der Vergangenheitsbewältigung betrachten. Das „Schwarzhäupterhaus“ (1334) steht für die einstige Pracht Rigas.
Das benachbarte Okkupationsmuseum, der „Schwarze Sarg“ (s. Beitragsbild), kämpft gegen das Vergessen der Besatzungen in der einundfünfzigjährigen Geschichte der Fremdherrschaft des Landes. Die Ikone der Freiheit ist das am 18. November 1935 zum 15. Jahrestag der Freien Republik Lettland eingeweihte Freiheitsdenkmal, ein 42 m hoher Obelisk aus der Zeit der ersten Unabhängigkeit, der von einer schlanken Mädchenfigur mit drei Sternen für die drei historischen Provinzen Lettlands gekrönt wird. In den 1990er Jahren war dieser Platz regelmäßig Versammlungsort der Demonstrationen, bis zur Unabhängigkeit am 20./21. August 1991. Riga war 1989 zum 50. Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes zentraler Ort der Menschenkette von Tallinn bis Vilnius. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt des bedeutenden Kampfes um die Freiheit des Landes.
Ukraine-Krieg führte zu zahlreichen Abmeldungen in Riga
Trotzdem führten nun die Ereignisse in der Ukraine zu zahlreichen Abmeldungen, weil die Risiken der Reise manchem TN zu groß sind. Aus organisatorischen Gründen musste daher jetzt die Reise abgesagt werden.
Wenn auch diese lange geplante Reise nicht stattfinden kann, ist dem Heimatverein Wadersloh Riga als Ort der Erinnerung und der Begegnung sehr wichtig, da diese Stadt mit den Gedenkorten in Wadersloh und den Friedhöfen der Holocaust Opfer auch aus Wadersloh (Riga Biekernieki) verknüpft ist!
Das Reisen des Heimatvereins Wadersloh in das Baltikum nach Riga oder nach Litauen ist wichtig für die Erinnerungskultur und den Einsatz für Frieden und Freiheit in Europa. Ein besonderes Erlebnis war und ist bei den Reisen die herzliche Gastfreundschaft mit lettischen Freunden in der katholischen Gemeinde von Jurmala. Die Unterstützung von Kristina Pilate und ihrer Familie mit den Freunden beeindruckte sehr. Die umfassende Betreuung durch Frau Uta Götze vom Reisebüro Osterhoff in Beckum sorgte bei allen Unternehmungen für einen großartigen Ablauf der Reise.
„Wir vergessen Riga nicht, hoffen für das Ende des Krieges in der Ukraine und werden über die nächste Riga Reise nachdenken“, so Herbert Fortmann, der ehemalige Vorsitzende des Heimatvereins Wadersloh und Organisator der Riga-Reisen.
Quelle: Heimatverein Wadersloh, Fotos: H. Fortmann