Wadersloh (mw/bb). Sie hat „Nahrung für die Seele“ versprochen und ein Konzert der Superlative geliefert: Nia Luna Steinhoff hat gemeinsam mit Musikerinnen und Musikern aus ihrem Freundeskreis rund ein Jahr lang das Konzertprojekt „Soulfood“ konzipiert und umgesetzt (MW berichtete). Zum krönenden Abschluss gipfelte das Projekt, welches die Schülerin im Rahmen einer besonderen Lernleistung für ihr Abitur umsetzte, in einem Konzertabend in der Aula des Gymnasiums Johanneums. Dabei standen vor allem Emotionen im Mittelpunkt. Nicht nur bei den Akteuren auf der Bühne und hinter den Kulissen, sondern auch beim Publikum, die sich mit stehenden Ovationen erkenntlich zeigten für die einzigartige Darbietung.
Was hätte Nina Simone (gest. 2003) wohl gesagt, wenn sie die Interpretation ihres Jazz-Klassikers „Feeling Good“ am Freitagabend in der Schulaula gehört hätte? Sie wäre vermutlich begeistert und hätte den jungen Musikschaffenden applaudiert. Die Zugabe nach dem offiziellen Konzertprogramm fasste zusammen, was die neun ausgewählten und arrangierten Stücke zuvor im Publikum bewirkte: Sich gut zu fühlen und sich von der Kraft der Musik begeistern zu lassen. Dabei beschränkte sich Nia Luna Steinhoff nicht auf die üblichen Jazz-Nummern, sondern wagte sich auch an modernere Pop-Stücke, um ihnen einen eigenen Jazz-Stempel aufzudrücken. Dabei entführten sie und ihre Band zum Mond („Fly me to the Moon“, B. Howard), machten das Publikum etwas „Crazy“ (G. Barkley), lieferten Musik zum Träumen („A Million Dreams“, B. Pasek & J. Paul) und ließen die Musik laufen („Don’t stop the music“, Rihanna) und sich am Konzertabend nicht stoppen (Don’t stop me now“, F. Mercury). Überzeugen konnten die jungen Musikerinnen und Musiker vor allem mit ihrer Präzision und Professionalität. Stimmlich herausragend rührte Kira Höwekamp mit ihrem Gesang die Konzertgäste u.a. bei „Empire state of mind“ von Alicia Keys oder „Because of you“ von Kelly Clarkson.
Nina Luna Steinhoff managte dabei nicht nur das Gesamtprojekt und verantworte die musikalische Leitung, sie brachte sich auch selbst als Multi-Instrumentalistin mit ein und spielte Saxophon, Schlagzeug und Klavier. Ach ja, die Moderation übernahm sie auch noch. Das nennt man dann wohl „Multitasking“. Und ganz nebenbei: Ihren 18. Geburtstag feierte sie an diesem Tage auch noch. Chapeau!
Zwischen den einzelnen Stücken erläuterte Nia Luna ihre Intentionen bei der Auswahl der Lieder. Neben dem Konzert und der langwierigen Vorbereitung zählen zu der besonderen Lernleistung auch noch eine umfangreiche fachliche Ausarbeitung und ein Vortrag. Begleitet wird die Leistung durch ihren Musiklehrer Martin Große Hundrup, der gemeinsam mit seinem Fachkollegen Guido Geimer die Arbeit bewerten muss. Ihnen dankte die Schülerin besonders am Abend, aber auch ihre Freunde, Familie und allen, die mitwirkten, sprach sie ein herzliches Dankeschön aus. Große Kulturprojekte sind auch immer teamwork. Claas Homann (Schlagzeug), Jan Kester (Kontrabass, E-Bass), Josefine Jakobi (Trompete), Joy Kohaus (Trompete, Horn), Jonas König (Tenor-Saxophon), Lemian Schwolle (Alt-Saxophon), Nil Miro Steinhoff (Gitarre), Felizian Tenthoff (Posaune), Jonas Stein (Klavier) sowie Hanna Großekathöfer (Gesang, am Konzertabend leider aufgrund einer Erkrankung abwesend) und Kira Hövekamp (Gesang). Hinter den Kulissen kümmerte sich Lars Baecker um Technik, Mischung und Licht. Heiko Marcher zeichnete das Konzert auf. Es soll ab dem 1. März über die Internetseite des Johanneums abrufbar sein.
Laut Schulleiter Hans-Jürgen Lang ist die besondere Lernleistung die schwerste aller Abiturprüfungen. Gerade einmal 0,3 Prozent aller Abiturienten in NRW entscheiden sich für diese besondere Prüfung. Nicht ohne Stolz verwies der Schulleiter darauf, dass seit 2005 nahezu jedes Jahr am Johanneum eine Schülerin oder ein Schüler eine derartige Leistung erbringt. Das Organisieren eines großen Musikprojekts neben dem regulären Schulalltag und während einer Pandemie ist daher schon für sich eine Meisterleistung.
„Hand auf’s Herz. Haben Sie auf den Liedtext geachtet?“, fragte Nia Luna Steinhoff während der Vorstellung. Spätestens jetzt wird jeder künftig darauf achten. Musik wird von jedem anders wahrgenommen. Dabei spielen äußere und innere Einflüsse eine große Rolle. Emotionen ohne Ende versprach das Jazz-Konzert. Nach der kulturarmen Zeit ein echtes Highlight für die Zuhörer, die zu keinem Zeitpunkt satt von der Seelennahrung in Liederform waren. Die jungen Musikerinnen und Musiker haben etwas Nachhaltiges geschaffen, das noch lange nachklingen wird. Bitte gerne mehr davon! Don’t stop the music!
UPDATE: Live-Mitschnitt des Konzerts jetzt online
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Konzertkritik, Fotos: B. Brüggenthies