Münster (pbm/acl). Weihbischof Dr. Stefan Zekorn hat Stellung zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche bezogen. Am Fest „Darstellung des Herrn“, 2. Februar, betonte er in seiner Predigt im St.-Paulus-Dom: „Es ist schauderhaft sehen zu müssen, dass Menschen, die in der Kirche vertrauensvoll Schutz gesucht haben, so Schreckliches erfahren mussten. Mit Scham stehe ich vor dieser fürchterlichen Wirklichkeit.“
Zekorn stellte die Betroffenen sexualisierter Gewalt in den Mittelpunkt, von denen viele ein Leben lang unter dem Erlebten leiden würden. „Mit allem Recht klagen sie Bischöfe und Personalverantwortliche an, sich nicht für die Opfer interessiert zu haben. Mit allem Recht klagen sie an, dass Priester, die Täter waren, einfach versetzt wurden.“
Sexueller Missbrauch sei zu jeder Zeit „ein abscheuliches Verbrechen“ gewesen und zu jeder Zeit „moralisch verwerflich“. Offenbar seien die medizinischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis in die 1980er Jahre hinein aber davon überzeugt gewesen, dass Pädophilie therapierbar sei. Aus Ausarbeitungen der Anwaltskanzleien mehrerer Bistümer gehe hervor, dass Psychiater in ärztlichen Attesten geschrieben haben, dass ein verurteilter Priester wieder in der Seelsorge eingesetzt werden könne oder gar solle. Das Handeln der Verantwortlichen müsse man daher auch, so sei er der Meinung, in einen historischen und gesellschaftlichen Kontext stellen. „Die Bischöfe und Personalverantwortlichen der Zeit haben anscheinend mit dem Mainstream der Wissenschaft und Gesellschaft ihrer Zeit gehandelt.“
Eine Rechtfertigung sei das jedoch nicht: „Das entschuldigt das Handeln der Verantwortlichen nicht – im Gegenteil“, versicherte Zekorn, dem sich dadurch gleich mehrere Fragen stellen: „Wenn die Wissenschaft sich geirrt hat und die ganze Gesellschaft offenbar keinen Blick für die Opfer hatte, warum hatten ihn auch die Bischöfe und Personalverantwortlichen nicht? Hätten sie als Seelsorger nicht tiefer sehen müssen? Hätten sie nicht erkennen können, welchen Schaden kindliche oder jugendliche Seelen erleiden?“
Das Fest „Darstellung des Herrn“, das auch als Mariä Lichtmess bekannt ist, bezeichnete der Weihbischof als ein Fest des Lichtes, das in eine Situation großer Finsternis hineinspreche. Jesus Christus erleuchte die Nächte des Lebens wie auch die derzeitige Nacht der Kirche, die „noch lange nicht vorüber“ sei. „Die nächste Zeit und die nächsten Jahre werden sehr schwer“, betonte Zekorn.
Quelle: Bistum Münster, Ann-Christin Lademann, Foto: Bistum Münster