Liesborn (mw/bb). Die gesamte Wadersloh, besonders aber der Ortsteil Liesborn trauert um Alt-Bürgermeister Paul Grothues. Kurz vor seinem 90. Geburtstag starb der letzte ehrenamtliche Bürgermeister der Gemeinde Wadersloh am 20. Januar 2022 unerwartet und plötzlich verstorben. Wadersloh verliert mit Paul Grothues eine engagierte Persönlichkeit, die die Gesamtgemeinde viele Jahre prägte. Unter seinem Mitwirken wurde u.a. die erste Kindertagesstätte errichtet, aber auch für das Museum Abtei Liesborn setzte er sich leidenschaftlich ein.
Paul Grothues wurde am 7. Februar 1932 als drittes Kind von Gertrud und August Grothues in Wadersloh geboren. Nach den Schulbesuchen in der Fichtenakademie in Suderlage und dem Ostendorfgymnasium (Lippstadt), welches er mit der Mittleren Reife verließ, begann er 1949 eine landwirtschaftliche Ausbildung auf dem elterlichen Hof. Ende 1953 begann Paul Grothues ein Studium an der höheren Landbauschule in Soest. 1958 legte er die Meisterprüfung ab und vermittelte jungen Landwirten das Grundenwissen für ihren Beruf. Bereits 1956 übernahm Paul Grothues die Verantwortung für den Hof der Familie. Der Start war schwer, da die Glenne über das Ufer trat und die Ernte zerstörte. Wie nachhaltig und leidenschaftlich der Liesborner seinem Beruf nachging, zeigte sich auch bei den eigenen Kindern: Drei der sechs Söhne aus seiner 1960 geschossenen Ehe mit Franziska wurden ebenfalls Landwirte. Mit seinem 65. Lebensjahr übergab Paul Grothues den Staffelstab an Sohn Karl-Heinz.
Wie sehr ihm an seiner Heimat gelegen war, zeigte sich schon sehr früh: Ehrenamtlich setzte sich Paul Grothues schon früh für die dörfliche Entwicklung ein und setzte sich als Vorsitzender des Fördervereins für den Bau des Antoniuskindergartens ein. Auch als Vorsitzender des Pfarrkommites/ Pfarrgemeinderates udn als Mitbegründer des Fischereivereins Glenne prägte er das Liesedorf.
Seine politische Heimat hatte Paul Grothues bei der CDU gefunden, wo er u.a. Vorsitzender des Gemeindeverbandes agierte. Von 1975 bis 2004 gehörte er darüber hinaus dem Kreistag an und übte auch diese Tätigkeit mit viel Herzblut aus. Vor allem das Museum Abtei Liesborn war ihm immer wichtig. In der Gemeinde Wadersloh wird Grothues aber vor allem auch als letzer ehrenamtlicher Bürgermeister in die Geschichte eingehen. Fünf Jahre lang (1994-1999) übte Paul Grothues dieses Amt mit großer Freude aus. In dieser Zeit setzte er sich u.a. für die Städtpartnerschaft mit Neris-les-Bains ein.
Über seinen Tod hinaus wird die Stiftung des „Paul-Grothues-Pokals“ die Vereine und Gruppierung von Liesborn im fairen Wettstreit auch künftig zusammenführen und etwas für das dörfliche Miteinander bewirken. Für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement wurde Paul Grothues im Jahr 2004 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 2008 mit der Ehrennadel der Gemeinde Wadersloh gewürdigt.
Bis zu seinem Tod war Paul Grothues nicht nur an allen Geschehnissen in seiner Heimatgemeinde, sondern auch an überregionalen Ereignissen interessiert und verfolgte mit großem Interesse das Weltgeschehen. Auch das nachbarschaftliche Miteinander und das Beisammensein mit Freunden war dem Liesborner Urgestein stets wichtig. Kegeln, Kartenspiel, Jagen und das gemeinsame Singen im MGV Frohsinn sorgten für Abwechslung. Am 7. Februar hätte Paul Grothues seinen 90. Geburtstag gefeiert. Am 20. Januar starb er unerwartet. Die Beisetzung fand unter großer Anteilnahme von Wegbegleitern am vergangenen Wochenende statt.
Archivfoto: mw/bb.