Liesborn (mw/bb). Ist das Glas halb voll oder halb leer? Wenn man sich derzeit die Sorgenfalten der Gastronomen in der Gemeinde Wadersloh anschaut, dann trifft wohl eher Letzteres zu. Obwohl man nach den etwas umsatzstärkeren Sommermonaten sehr optimistisch war, führen die aktuellen Coronazahlen derzeit zu unzähligen Absagen von Buchungen für Weihnachts- und Familienfeiern in den Gaststätten. Obwohl die Hygiene- und Zugangskontrollen (2G) von den Gastronomiebetrieben gewährleistet werden, sind viele Gäste vorsichtig. Das Restaurant „Zum Lieschen“ geht ebenfalls auf Nummer Sicher und hat einen geplanten Weihnachtsmarkt am 1. Adventswochenende abgesagt. Bei „Tony e Peppe“ an der Nordstraße stellt man sich wieder auf das Außer-Haus-Geschäft ein.
Weihnachtsmarkt rund ums „Lieschen“ kann leider nicht stattfinden
Es sollte alles so schön werden: Die Fenster und der Innenraum sind seit Wochen weihnachtlich dekoriert, die Vorfreude auf die eigentlich schönste Zeit des Jahres und den Weihnachtsmarkt war groß, doch letztendlich ist es eine Vernunftentscheidung für Iris und Anne Dyballa: Die beiden Betreiberinnen des Restaurants „Zum Lieschen“ haben gemeinsam mit einigen Ausstellerinnen einen kleinen Weihnachtsmarkt rund um das Restaurant geplant. Mit der neuen Coronaschutzverordnung, den 2G-Regelungen und dem knappen Platz im Außenbereich ist eine Umsetzung aber leider kaum möglich. „Wir haben mit der Gemeindeverwaltung gesprochen und die Gefahr, dass Veranstaltungen vielleicht sogar komplett abgesagt werden müssen, war uns dann doch zu groß. Zumal auch die hohen Infektionszahlen gegen eine Ausrichtung sprechen“, sagt Anne Dyballa. Am Ende hatte man kein gutes Gefühl und entschied sich zu einer Absage. Auch bei den Reservierungen macht sich die aktuelle Situation bedauerlicherweise bemerkbar: Reihenweise werden Buchungen storniert. „Wir hoffen, dass irgendwann wieder Normalität einkehrt und dass die Corona-Situation ein Ende findet“, sagt Anne Dyballa sichtlich enttäuscht, dass die Gastronomie auch im zweiten Jahr der Pandemie schwer zu kämpfen hat. Wer das Restaurant „Zum Lieschen“ unterstützen möchte: Iris und Anne Dyballa freuen sich über jede Unterstützung und auch Außer-Haus-Bestellungen.
Pizzeria „Tony e Peppe“: Digitale Bestellmöglichkeiten als Maßnahme gegen den Personalmangel
Einige Straßen weiter überlegt Familie Mancuso, wie man einen Weg aus der Krise finden kann. Neben den Stornierungen bereitet auch chronischer Personalmangel den Betreibern der Pizzeria gerade großes Kopfzerbrechen. „Vor der Pandemie hatten wir keinen Mangel an Mitarbeiter. Viele haben sich durch die Lockdowns aber inzwischen beruflich umorientiert. Durch die neue Coronaschutzverordnung und durch die hohen Infektionszahlen sind die Gäste sehr zurückhaltend. Vieles steht gerade auf der Kippe, es gibt viele Stornierungen. Gefühlt ist das schon wieder wie im Lockdown“, sagt Tony Mancuso. Die Unbeschwertheit des Sommers, als die Gäste im Biergarten Pizza und Pils genießen konnten, sind erst einmal wieder Geschichte. „Die 2G-Regelung ist für uns kein Problem. Der Großteil unserer Gäste ist geimpft oder genesen. Was aber fehlt, sind die spontanen Besuche – vor allem jetzt im wichtigen Weihnachtsgeschäft. Was passiert, wenn es wieder Kontaktbeschränkungen gibt. Und für die vorgeschriebenen Kontrollen fehlt es eigentlich an zusätzlichem Personal. Die Arbeitsbelastung ist also sehr hoch derzeit.“
Vor einigen Wochen fand auf dem Parkplatz des „Alten Bahnhofs“ noch ein Konzert der Feuerwehrkapelle statt. Nun ist vieles wieder in der Schwebe: Weihnachten, Silvester, Karneval und die Schützenfeste im kommenden Jahr? Momentan ist alles schwer einzuschätzen. Die Anbahnung eines erneuten Lockdowns sieht Tony Mancuso bereits kommen. Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 lief glücklicherweise das Außer-Haus-Geschäft sehr gut. Für die Stammkunden haben sich Tony und Peppe daher auch ein kleines Weihnachtsgeschenk in Form einer Thermotasche überlegt. Digital aufgerüstet hat man außerdem die Webseite. Hier ist nun auch eine komfortable Online-Bestellung (externer Link) von Pizza, Pasta und Co. möglich. Im kommenden Jahr soll es außerdem eine digitale Bestellmöglichkeit via Order-Tablets im Restaurant geben, auch, um damit dem Personalmangel etwas entgegenzuwirken.
Gastronomen sehnen sich nach Normalität
Die Sorgen bei den Liesborner Gastronomen lassen sich nicht von der Hand weisen. Trotz der Absagen von Buchungen und Veranstaltungen bleiben die Familien Dyballa und Mancuso aber optimistisch. Das liegt vor allem an den treuen Stammkunden, die seit dem Frühjahr 2020 ein hohes Maß an Solidarität mit ihren Gastronomen im Liesedorf zeigen und nach Möglichkeit die Mitnahme- und Lieferangebote nutzten oder einfach auch ein offenes Ohr und ein nettes Wort übrig hatten. Corona ist noch nicht vorbei, aber die Gastronomen in Liesborn hoffen, dass irgendwann wieder Normalität einkehrt. Diesen (Weihnachts-) Wunsch dürften sie wohl mit uns allen teilen.
Archivfotos/Text: mw/bb.