Wadersloh (mw/bb). Vor 83 Jahren wurden auch in Wadersloh jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger drangsaliert und erniedrigt. Ein Jahr vor Ausbruch des 2. Weltkriegs zog der NS-Mob lautstark durch die Straßen und zerstörte das Eigentum der Menschen jüdischen Glaubens. In den Folgejahren wurden die Spuren jüdischen Lebens aus Wadersloh regelrecht getilgt, viele Familien deportiert und ermordet. Das menschliche Leid ist nicht in Worte zu fassen – nur wenige Gegenstände haben den unvorstellbaren Hass der Nazis überlebt. In einer stillen Gedenkveranstaltung gedachten der Heimatverein Wadersloh, die Gemeindeverwaltung sowie Bürgerinnen und Bürger am Dienstagabend den Opfern der unvorstellbaren Greueltat.
Bürgermeister Christian Thegelkamp, Winnie Schlieper (Vorsitzender des Heimatvereins) und Schülerinnen und Schüler erinnerten an die schrecklichen Ereignisse in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. Minutenlang las Jessica Jemella die Namen der jüdischen Familien aus Wadersloh vor, die aus Wadersloh vertrieben und in den KZs ermordet wurden. Nur wenige überlebten durch eine Flucht ins Ausland die Mordlust des NS-Regimes. Ernst Reineke übergab im Verlauf des Abends eine Menora (ein siebenarmiger Leuchter) an Bürgermeister Thegelkamp, welche nun einen Ehrenplatz im Rathaus erhalten soll. Eines der wenigen Objekte, die an die jüdische Geschichte in unserer Gemeinde erinnern.
Hans-Josef Kellner hatte in seinem Werk „Die vergessenen Nachbarn – wer kennt sie noch?! – Die Geschichte der jüdischen Familien in Wadersloh seit 1816“ im Jahre 2012 intensiv das Leben jüdischer Familien nachgezeichnet. Die Berichte schockieren auch 83 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen. Vor dem Mahnmal am Rathaus wurde am Dienstag ein Zeichen gegen Fremdenhass gesetzt. In stiller Trauer gedachte man den Opfern und entzündete Kerzen. Der Heimatverein setzt sich seit Jahrzehnten aktiv für eine Erinnerungskultur, Toleranz und ein friedliches Miteinander ein. Mit dem Gedenken an die Opfer der Novemberprogrome hält der Verein auch die Erinnerung an das dunkle Kapitel in der Wadersloher Geschichte wach.
Fotos/Text: mw/bb.