Wadersloh (mw/bb). Am Montag tagte der Museumsbeirat im Museum Abtei Liesborn und stellte die Weichen für die kommenden Ausstellungen, Neukonzeptionierungen, geplante Neuanschaffungen und Veranstaltungen. Zugleich gab es einen Ausblick auf die Umbaumaßnahmen. Wann das „Liesborner Evangaliar“ ins Liesedorf kommt, steht weiter in den Sternen. Voraussichtlich zwischen Frühjahr bis Sommer 2022. Bei den Umbaumaßnahmen kommt es aufgrund der aktuellen Situation immer noch zu Verzögerungen bei den Ausschreibungen und der Materialbeschaffung, wie Kulturdezernentin Brigitte Klausmeier mitteilte.
Im Aufwind sind die Besucherzahlen. Nach der Corona-Durststrecke ist der „Kulturhunger“ wieder merklich groß, auch wenn es z.T. wohl noch immer Unsicherheiten gibt: Knapp 6.000 Menschen (2020: 3.800) besuchten das Museum Abtei Liesborn in diesem Jahr (Stichtag 30.09.2021). Nachwievor bemerkbar macht sich aber auch die Absage der beliebten Museumsnacht, die zwei Mal in Folge abgesagt werden musste. Stattfinden konnte hingegen der Handwerkstag, wenn auch in etwas abgespeckter Form. 2650 Besucher*innen zählte die Veranstaltung im September. Auf eine ausgezeichnete Resonanz stießen zudem die museumspädagogischen Angebote zu den Ausstellungen von Justine Otto und der aktuellen Ausstellung Spirit Afrika. Seit Anfang des Jahres lädt die Biparcours-App zur digitalen Entdeckungstour zu ausgewählten Themen. Auch künftig möchte das Museum unter Leitung von Dr. Sebastian Steinbach vor allem mehr Schulklassen, Familien und Kinder mit Angeboten ins Museum holen. Das digitale Angebot soll weiter ausgebaut werden.
Grünes Licht für Ankauf von „The gatherer“
Bei den Ankäufen gab der Museumsbeirat grünes Licht für den Erwerb des Werks „The gatherer“ (2019) von Justine Otto. Das 150×130 cm große Ölgemälde soll für 8.500 Euro angekauft werden und die Ausstellung zur Gegenwartskunst bereichern. Das Werk wird der zweiten großen Schaffensphase der Künstlerin zugeordnet und soll einen festen Platz im Rahmen einer wechselnden Dauerausstellung im Museum bekommen. Eine weitere Anschaffung könnte ein Limoges-Kruzifix (13. Jahrhundert) werden. Hierzu wird Dr. Jutta Desel, stellvertretende Museumsleiterin, bei einer Auktion in Bonn teilnehmen. Über das Ziborium und Textilfragmente, Dauerleihgaben der Pfarrei St. Margareta, berichtete MW bereits kürzlich. Zu den Schenkungen im Jahr 2021 zählten u.a. Werke von Albert Stuwe und H.G. Bücker.
Zahllose Veranstaltungen und Ausstellungen in Vorbereitung
Neuigkeiten gab es auch zu den geplanten Terminen im Restjahr 2021 und anstehende Projekte in 2022. Der Kinderweihnachtsmarkt „light“ wird als „Abtei-Advent“ am 4./5.12. stattfinden. Mit etwas weniger Ständen, aber mit zwei Theaterstücken, Bastelaktionen und einer „Weihnachtsspur“ durch das Museum (Weihnachten wie in alter Zeit) ist ein breites Angebot geplant. Ab dem 28.10. startet die Ausstellung „De Königs ungeliebter Künstler“ mit Werken von Daniel Chodowiecki. Vom 19.12.2021 bis 13. März 2022 gibt es die Themenausstellung „Wandlungen“ des Kreiskunstvereins zu sehen.
Ein spektakulärer Coup gelang dem Museumsteam mit der Ausstellung „Meisterwerke der klassischen Moderne“ aus der Renate und Friedrich Johenning-Stiftung (Düsseldorf), die erstmalig komplett in Deutschland gezeigt wird. Die Eröffnung ist am 27. März 2022 vorgesehen. U.a. wird es Werke von Nolde und Kandinsky zu sehen geben. Nur durch die großzügige Förderung von Friedrich Johenning kann die Realisierung in Liesborn überhaupt ermöglicht werden. Die Einzigartigkeit der Ausstellung betonte auch Bürgermeister Christian Thegelkamp: „Das ist ein Riesensprung nach vorne für das Museum. Die Ausstellung hat eine noch nie gesehene Qualität und ist von ihrem Umfang sensationell“, zeigte sich Thegelkamp euphorisch. Geplant sind zudem die Museumskonzerte, die Museumsnacht, Handwerkstag und weitere Ausstellungen.
Museumsumbau: Es ist weiter Geduld gefragt – Eröffnung voraussichtlich erst im Sommer 2022
Die anspruchsvollen Arbeiten auf der Baustelle werden Element für Element umgesetzt. Dabei zeigt sich vor allem die Beschaffung von Material derzeit als Flaschenhals. Die Stahlkonstruktionen und Stehplatten mit lasergravierter Schrift erfordern viel Fachwissen. Jede Einzelwand muss zudem vorgeplant werden. Parallel werden die Arbeiten an der Haustechnik, dem Sanitär- und Elektrobereich weitergeführt. Dr. Steinbach zeigte sich aber guter Dinge.
Neben der Baustelle selbst wird derzeit auch fleißig an der Ausführungsplanung hinsichtlich der Ausstellungsinhalte gearbeitet. In der Ausstellung, in der das Liesborner Evangeliar im Mittelpunkt stehen wird, soll es auch haptische Elemente geben. Wann aber eine Eröffnung realistisch ist, bleibt offen. Hendrik Borgstedt (Amt für Hochbau, Kreis WAF) und Brigitte Klausmeier wollten sich in dieser Sache nicht festlegen und beziffern einen Zeitraum von Frühjahr bis Sommer als realistisch. Das spezielle Ausschreibungsverfahren für das Bauen im Bestand in einem denkmalgeschützten Gebäude erweist sich als komplex. Aufgrund der aktuellen Verwerfungen im Markt mussten Ausschreibungen z.T. aufgehoben werden. Hinzukommt das Problem der Materialbeschaffung. „Es wird mit Hochdruck gearbeitet“, versicherte der Kreis Warendorf. Geduldsfaden hin oder her: Die Vorfreude auf das neugestaltete Museum dürfte die lange Wartezeit verschmerzen.
Fotos/Text: mw/bb.