Wadersloh (mw/bb). Mit seinen 38 Dienstjahren darf man Winfried Leiting wohl zurecht als Institution am Gymnasium Johanneum bezeichnen. Als Lehrer für Mathematik und Philosophie begleitete der Pädagoge ganze Schülergenerationen auf ihren Weg und hatte dabei immer ein offenes Ohr für Probleme. Nun geht der stellvertretende Schulleiter des Johanneums in den wohlverdienten Ruhestand und wird dort eine große Lücke in der Schullandschaft hinterlassen – soviel steht schon jetzt fest. Umso schwerer dürfte es Schulleitung, Schulträger und Schulverein fallen, Winfried Leiting gehen zu lassen. „Mit 66 Jahren muss jetzt auch mal Schluss sein dürfen“, lacht der leidenschaftliche Lehrer bei seiner Verabschiedung aus dem aktiven Schuldienst.
Ein ganzes Berufsleben für das Gymnasium Johanneum
Mit der Übergabe des Staffelschabs an seinen Nachfolger im Amt des stellvertretenden Schulleiters an seinen Kollegen Wolfram Wenner zieht Winfried Leiting einen Schlussstrich seiner bemerkenswerten Schullaufbahn in Wadersloh. Auch wenn ihm das nicht leicht fällt. „Ich habe meine gesamte Berufszeit hier am Johanneum verbracht“, erinnert sich Leiting. Pater Heldemar und der damalige stellvertretende Schulleiter Hubert Becker hatten sich 1982 intensiv um eine Anstellung des jungen Lehrers in Wadersloh bemüht. Der wiederum war noch inmitten seines Referendariats an der Marienschule in Lippstadt und nur vertretungsweise in Wadersloh im Einsatz. Anfang März 1986 entschied sich Winfried Leitung dann schlussendlich für das Johanneum und blieb dem Gymnasium sein ganzes Berufsleben treu: „Das habe ich auch nie bereut. Das Johanneum ist eine besondere Schule, die sich vor allem durch das vertrauensvolle Miteinander zwischen Schulleitung, Kollegium, Schülern und Eltern auszeichnet. Ich bin froh, dass ich einen Beitrag dazu leisten konnte“, sagt Leiting und erinnert sich gerne an fast vier Jahrzehnte Lehrtätigkeit zurück.
„Als Kollegen schätzen wir den Einsatz von Herrn Leiting sehr. Er hat immer viel Wert darauf gelegt, auch einzelne Schülerinnen und Schüler im Blick zu behalten und niemanden einfach aufzugeben“, so Schulleiter Hans-Jürgen Lang. Die enge Zusammenarbeit aller Akteure spielt bis heute bei der Schulphilosophie eine wichtige Rolle. Mit der Fächerkombination Philosophie und Mathematik hat Winfried Leiting bewusst zwei Fächer aus den Geisteswissenschaften unterrichtet. Zwei Fächer, die er gerne mit einem Schachspiel vergleicht, bei dem Modelle Phänomen erklären, bei dem es darauf ankommt, die Figuren richtig zu ziehen.
„Meine Nachfolge ist in guten Hände!“(W. Leiting)
Als vor 30 Jahren der Wechsel von den Franziskanern zu einem „weltlichen“ Träger erfolgen musste und die Zukunft des Johanneums für kurze Zeit ungewiss war, herrschte große Unsicherheit, die auch Winfried Leiting prägte: „Ich bin bis heute dankbar, dass Pater Heldemar und Herbert Gövert sich damals für den Erhalt der Schule starkgemacht haben“, sagt der Lehrer. „Eine Schule wie das Johanneum in einem Ort mit gerade einmal 12.000 Einwohnern ist schon etwas Ungewöhnliches“.
Seit 2009 engagierte sich Winfried Leiting bis 2021 als stellvertretender Schulleiter für das Johanneum. Gemeinsam mit seinem Nachfolger Wolfram Wenner, der seit 25 Jahren Teil des Kollegiums ist, setzten sich beide für den Ausbau der IT an der Schule ein. Wichtige Schritte auf dem Weg zur Digitalisierung konnten so schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie initiiert werden. Eine „Baustelle“, die Wolfram Wenner auch weiterhin akribisch verfolgen wird. Unvergessen wird auch die erfolgreiche Umsetzung eines Schulausflugs der kompletten Schule nach Rom bleiben. „Meine Nachfolge ist in guten Händen und ich bin froh, dass es so weitergeht“, sagt Winfried Leiting.
Mit einem Schulträger, der direkt vor Ort ist, sind die Abstimmungswege entsprechend kurz, so dass auch künftig schnelle Entscheidungen getroffen werden können. Den Wandel der Schullandschaft wird Winfried Leiting sicher auch im Ruhestand gerne weiter verfolgen und dem Johanneum mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Ich bin mir sicher, dass die familiäre Atmosphäre und der franziskanische Geist hier auch weiterhin gelebt werden“, wagt er eine Prognose für das Gymnasium, dessen Schulalltag er knapp vier Jahrzehnte mitgestaltete.
Schulleiter Hans-Jürgen Lang, Wilfried Müller (Geschäftsführer Schulträger) und Hermann Krumkamp (Vorsitzender Schulverein) und das Kollegium danken ihrem scheidenden Kollegen für seine Mitarbeit, Fachkompetenz und Menschlichkeit. „Ich freue mich, dass ich jetzt viel Zeit für den Museumsverein habe, meine Englischkenntnisse verbessern kann mich um meinen Garten und meine Hobbys Reisen, Wandern und Radfahren kümmern kann“, so der frisch gebackene Ruheständler abschließend. Und ganz bestimmt wird von Zeit zu Zeit auch an seine alte Wirkungsstätte zurückkehren. Nur das mit dem frühen Aufstehen ist jetzt ganz sicher Geschichte.
Fotos/Text: mw/bb.