Liesborn (mw/leserzusendung). Im November hat die Geschichtswerkstatt des Heimatvereins Liesborn e.V. das 35. Heft der Reihe „Liesborner Geschichtshefte“ vorgelegt mit dem Thema „75 Jahre Kriegsende – Aufbruch in eine neue Zeit“. Trotz aller Schwierigkeiten und Einschränkungen, die die Corona-Pandemie verursacht hat, gelang es den Mitgliedern Wilhelm Plümpe, Martin Rasche, Rudolf Winkelhorst, Ekkehard Schulze Waltrup und den Gastautoren Jutta Schmid, Beate Lutterbüse, Clemens August Grothues und Klaus Luig unter der Schriftleitung von Bernd-Peter Kerkemeyer ein interessantes und informationsreiches Heft zusammenzustellen.
75 Jahre Kriegsende in Liesborn. Es gibt nicht mehr viele Menschen, die die Kapitulation am 8. Mai 19445 bewusst erlebt haben. Umso wichtiger war es den Autoren, mit Hilfe von Zeitzeugen auf das Jahr 1945 einzugehen. Als die Amerikaner am 1. April 1945 von Westen her in Liesborn einrückten, um den sogenannten Ruhrkessel zu schließen, war der Krieg für Liesborn beendet. Das Dorf ist insgesamt glimpflich davongekommen. Die Ankunft der amerikanischen Truppen an den Ostertagen beschreiben Rudolf Winkelhorst, der den Augenzeugen Willi Schnitker zu Wort kommen lässt und Jutta Schmid, die ein Referat über die letzten Kriegstage in Liesborn zur Verfügung gestellt hat. Wie es im ersten Jahr nach Kriegsende in Bad Waldliesborn ausgesehen hat, zeichnete Pfarrrektor Heinrich Theele in seinem Tagebuch auf, das Klaus Luig kommentiert.
Wilhelm Plümpe beschreibt das Leben auf dem Bauernhof in jenen bewegten Zeiten. Wie seine Eltern die harten Jahre auf dem Hof erlebten, wie die Frauen sich in schwierigen Jahren durchschlugen, wie sich um Haus- und Landwirtschaft bemüht wurde und wie man sich mit Verwandten, Flüchtlingen, Vertriebenen und Kriegsgefangenen arrangierte, zeigt sein mit vielen Fotos angereicherter Bericht auf.
Dem Spätheimkehrer Stephan Mense aus Suderlage widmet Gastautor Clemens August Grothues einen Artikel. Klaus Luig berichtet über die Wiedergeburt des Bades in Waldliesborn mit der wiederhergestellten Solequelle. In die Zeit des Wiederaufbaus fiel auch die Fertigstellung der gesprengten Brücke zwischen Liesborn-Göttingen und Benninghausen, deren Geschichte Beate Lutterbüse einer Betrachtung unterzogen hat.
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Ein Symbol der Aufbruchstimmung war die Errichtung der Siedlung „Rote Erde“, deren Häuser 1954 vorwiegend für ostdeutsche Flüchtlinge und Vertriebene errichtet wurden. Martin Rasche hält eine Rückschau über Bewirtschaftung, Auflagen und finanzielle Belange jener Zeit. Dass auch das gesellschaftliche Leben wieder in Schwung kam, zeigen die Artikel über das erwachende Vereinsleben in Liesborn von Wilhelm Plümpe und die Gründungen der ersten Kegelclubs von Bernd-Peter Kerkemeyer. Letzterer hat sich mit der Bedeutung der Zuckerrüben für die Ernährung und der Kartoffeln für die Tierfütterung beschäftigt. Sein Bericht beschreibt den Wiederbeginn der Rübensirupherstellung unter Franz Nienaber und den Betrieb einer Kartoffeldämpfungsanlage, die Leo Nienaber errichten ließ.
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Aktuell wird heftig über die Dämme an der Glenne und deren geplanten Abbau gestritten. Wilhelm Plümpe erzählt die Geschichte, wie es zur Eindeichung der Glenne kam. Auch die Kommunalpolitik der fünfziger Jahre kommt in dem neuen Heft nicht zu kurz. Bernd-Peter Kerkemeyer hat in alten Ratsprotokollen und Zeitungsberichten interessante Begebenheiten aus Sitzungen der Amtsvertretung Liesborn-Wadersloh und der Gemeindevertretung Liesborn gefunden. Dass eine Entscheidung des Schulneubauausschusses von 1953 sich als sehr weitsichtig herausstellte, lässt sich in einem weiteren Artikel des Schriftleiters nachlesen. Den Abschluss des Heftes bildet ein Bericht über eine Gemeinschaftswaschanlage in Benninghausen, die auch den Göttinger und Hentruper Frauen das Wäschewaschen erleichterte.
Das neue Heft bietet sich als schönes Weihnachtsgeschenk an und ist für fünf Euro ab sofort im Schreibwarengeschäft Nienaber in Liesborn erhältlich.
Quelle: Heimatverein Liesborn e.V.