Kreis Warendorf (mw/bb/pm). Der Kreis Warendorf vermeldete am Freitagabend 50 weitere Corona-Fälle bei Tönnies im Kreisgebiet Warendorf. Damit steigt die Zahl der Corona-Fälle im Kreis auf insgesamt 110 Erkrankte seit dem Bekanntwerden des Massenausbruchs der Krankheit in Rheda. Die meisten Corona-Erkrankten leben in Oelde. Die Gemeinde Wadersloh teilte mit, dass 107 Personen unter Quarantäne gestellt wurden. Da noch nicht alle Tests abgeschlossen sind, kann mit einer weiteren Erhöhung der Anzahl in beiden Kreisgebieten gerechnet werden. Noch bis zum 23. Juni sollen die Tests bei Tönnies andauern. Der Kreis GT hat dazu die Bundeswehr um Unterstützung gebeten.
Aus dem Kreishaus heisst es, dass Landrat Dr. Olaf Gericke Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann persönlich über den aktuellen Stand im Kreis Warendorf informiert habe. „Das ist bei uns seit Beginn der Pandemie der höchste Anstieg von Neuinfektionen in so einem kurzen Zeitraum“, sagte Landrat Dr. Olaf Gericke, der im Kreistag am Freitagvormittag kritisierte, dass das Unternehmen dem Kreis erst am Donnerstagabend Adresslisten der Mitarbeiter zur Verfügung gestellt hatte, die zudem auch noch unvollständig waren. Bristant deswegen, da die Listen für die Städte und Gemeinden notwendig sind, um die Quarantäneverfügungen zu erlassen. In Wadersloh zeigten sich einige Bürger verärgert, da die Gemeinde Wadersloh ihrer Meinung nach zu zögerlich gehandelt habe. Dem widersprach Bürgermeister Thegelkamp bereits am Donnerstag. Vor allem in den sozialen Netzwerken wurde viel über das Thema diskutiert. Am Donnerstagabend veröffentlichte die Gemeindeverwaltung eine Presseinfo, die auf den aktuellen Stand hinwies. Am Freitag folgten dazu weitere Informationen. Hinweis d. Red.: Eine Quarantäneverfügung kann nur das Kreisgesundsheitsamt erlassen!
Bei der Quarantäne-Überwachung für die infizierten Tönnies-Mitarbeiter im Kreis WAF, unterstützen nach Angabe des Kreises sowohl Polizei, als auch Ordnungsämter die Kontrollen der betroffenen Unterkünfte. Auch die Kreispolizeibehörde wird dafür überörtliche Verstärkung erhalten. Das Gesundheitsamt Warendorf testet engere Kontaktpersonen der Tönnies-Beschäftigten, die im Kreis Warendorf leben. Der Krisenstab des Kreises Warendorf hat am Freitagabend dem Gesundheitsamt Verstärkung von Mitarbeitern aus anderen Ämtern des Kreises zugesagt, um die Nachverfolgung von Kontaktpersonen der Erkrankten zu gewährleisten.
Insgesamt etwa 6.500 Mitarbeiter sind am Tönnies-Standort Rheda-Wiedenbrück beschäftigt. Alle im Kreisgebiet Warendorf betroffenen Tönnies-Mitarbeiter wurden unter Quarantäne gestellt. Auch im Kreis Gütersloh wurden alle Mitarbeiter inklusive der Konzernspitze unter Quarantäne gestellt. Für Personen, die mit Tönnies-Mitarbeitern zusammenleben, wurde zudem die dringende Empfehlung ausgesprochen, sich vorsorglich in häuschliche Quarantäne zu begeben. Die Versorgung mit Lebensmitteln übernimmt die Tönnies-Gruppe. Betroffen sind 680 Mitarbeiter externer Dienstleister sowie weitere 300 Festangestellte.
Der Kreis WAF kündigte an, dass das Corona-Behandlungszentrum am Josephs-Hospital Warendorf ab dem morgigen Samstag (20. Juni) wieder öffnen wird. Nach Voranmeldung können Patienten mit Corona-Infektion oder mit Fieber bzw. unklarer Symptomatik dort vorstellig werden. Die Anmeldung erfolgt dabei zentral durch die Arztpraxen oder die Patienten über die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung, 0251/ 929-1919 (täglich von 11 bis 16 Uhr). Symptomfreie Personen, die den Verdacht auf eine Infektion haben, können sich nach Absprache mit der Corona-Hotline des Gesundheitsamtes, Tel. 02581/ 53-5555 (montags bis freitags 8 bis 16 Uhr, samstags und sonntags 9 bis 13 Uhr) am CBZ anmelden.
NRW-Ministerpräsident Laschet hält regionalen Lockdown für möglich
Der Kreis Gütersloh teilte am Freitag mit, dass es bislang 803 positive Corona-Befunde bei Tönnies gibt. Insgesamt wurden 3.500 Testungen vorgenommen. 463 Testergebnisse waren bislang negativ. Die Ergebnisse der weiteren Befunde stehen derzeit noch aus. Der Betrieb ist bis auf weiteres geschlossen. Das Landwirtschaftsministerium sieht momentan noch keinen Anlass zur Sorge einer eingeschränkten Versorgungssicherheit aufgrund der Corona-bedingten Schließung des Schlachtbetriebs in Rheda. Eine entsprechende Pressemitteilung hatte das Land NRW bereits am 18. Juni veröffentlicht (externer Link).
Während Güterslohs Landrat Adenauer (CDU) einen generellen Lockdown möglichst verhindern möchte, wollte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) einen regionalen Lockdown wegen des Corona-Ausbruchs nicht mehr ausschließen. Medienberichten zufolge kann die Infektionskette bisher noch rekonstruiert werden. Möglicherweise könnte ein Lockdown notwendig werden, wenn dies nicht mehr möglich ist, sagte Armin Laschet in Düsseldorf (u.a. berichtete „Die Welt“, ext. Link, ohne Paywall). Aufgrund der Streuung der Wohnorte läge eine große Pandemiegefahr vor. Der Kreis Gütersloh hatte Schulen und Kitas vorsorglich direkt geschlossen. Auch Oelde zog nach. In Rheda-Wiedenbrück fand am Donnerstag eine Mahnwache von betroffenen Familien statt, die ihren Ärger aufgrund der erneuten Schließungen Luft machten und auf das Leid der Kinder und Jugendlichen hinwiesen.
Mein-Wadersloh.de empfiehlt für weitere Informationen aus dem Kreis GT die Berichterstattung der Kollegen von Radio Gütersloh (externer Link).
kuratiert von Benedikt Brueggenthies, weitere Quellen: PM Kreis WAF/GT, Land NRW