Kreis Gütersloh/Rheda-Wiedenbrück (mw/bb). Nachdem am Mittwochmorgen die Corona-Testergebnisse der Belegschaft der Fleischfabrik Tönnies in Rheda-Wiedenbrück vorlagen, stiegen die Infektionszahlen im Laufe des Tages weiter an. Nach ersten Medienberichten lagen am Mittwochmittag 400 von positive Corona-Testergebnisse vor. Bis zum Abend stieg die Anzahl der Neuinfektionen auf 657 betroffene Tönnies-Mitarbeiter an (Gesamtbefunde: 983). Demnach dürften die Zahlen in den Stastiken für den Kreis Gütersloh, aber auch den Nachbarkreis Warendorf im Laufe des morgigen Tages explodieren. Die Nachbarkommunen reagierten umgehend auf die Zuspitzung der Situation in Rheda-Wiedenbrück.
Unternehmensgruppe Tönnies legt Betrieb in Rheda vorübergehend still
Die Tönnies-Unternehmensführung hat mit dem Kreis Gütersloh die vorrübergehende Stilllegung des Standorts Rheda beschlossen. Firmenchef Clemens Tönnies äußerte sich auf der offiziellen Webseite des Unternehmens (ext. Link) wie folgt: „Die Gesundheit und der Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht an erster Stelle. Daher haben wir gemeinsam mit dem Kreis Gütersloh und Landrat Sven-Georg Adenauer heute den vorrübergehenden und schnellen Sofort-Stillstand unserer Schlachtung in Rheda beschlossen.“ Der Stopp der Schlachtung ist bereits am Mittwochmittag erfolgt. Nach Angaben der Tönnies-Gruppe wurden in den vergangenen Wochen Hygiene-Konzepte und zahlreichen Schutzmaßnahmen eingeführt. Über die Gründe des Virenausbruchs konnte das Unternehmen kein eindeutiges Statement abgeben. In den nächsten Wochen soll eine Aufarbeitung in enger Zusammenarbeit mit den Behörden erfolgen. Wie lange der Schlachtbetrieb in Rheda ruhen wird, steht noch nicht fest.
Kreis Gütersloh wird vorläufig nicht komplett runtergefahren
Der Kreis Gütersloh kündigte an, dass alle Schulen und Kitas im Kreisgebiet unverzüglich geschlossen werden. Ein kompletter Lockdown sei aber noch nicht vorgesehen. Das hatten Landrat Sven-Georg Adenauer und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gemeinschaftlich festgelegt. Durch die hohe Zahl von Neuinfektionen hätte der Kreis Gütersloh die kritische Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche sehr deutlich überschritten. Gemäß einer Bund-Länder-Vereinbarung müssen Eindämmungsmaßnahmen in Erwägung gezogen werden, um einen weiteren Ausbruch zu verhindern. Jedoch führt die Vereinbarung nicht zu einem Lockdown, teilt der Kreis Gütersloh mit (externer Link).
Krisenstab des Kreises Warendorf steht im engen Austausch mit dem Kreis Gütersloh
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Der Kreis Warendorf teilte am Mittwochabend in einer Pressemitteilung mit, dass es nach den Corona-Massentest bei Tönnies derzeit 53 Neuinfektionen im Kreis Warendorf gäbe. Sämtliche Mitarbeiter wurden unter Quarantäne gestellt. „Wir werden auf Empfehlungdes Gesundheitsministeriums NRW alle Tönnies-Mitarbeiter, die bei uns im Kreis Warendorf wohnen, unter Quarantäne stellen. Das gilt solange, bis negative Testergebnisse vorliegen. Zudem sprechen wir für alle Personen, die mit Tönnies-Mitarbeitern zusammenleben, die dringende Empfehlung aus, sich ebenfalls in Quarantäne zu begeben“, sagte Landrat Dr. Olaf Gericke und betonte, dass es darum gehe, die Infektionsketten zu unterbrechen und eine Ausbreitung des Virus einzudämmen. Zugleich machte Gericke deutlich, dass weitere Maßnahmen zum jetzigen Zeitpunkt nicht erforderlich seien. „Doch wir haben das Infektionsgeschehen genau im Blick und stehen dafür im engen Austausch mit dem Nachbarkreis Gütersloh und dem Unternehmen“, so der Landrat.
Das Gesundheitsamt des Kreises Warendorf wird alle Tönnies-Mitarbeiter auf Warendorfer Kreisgebiet testen. Die Teilnahme sei für die Mitarbeiter verpflichtend. Unterstützung erhält das Kreisgesundheitsamt dabei vom DRK und vom MHD. In Beckum, Beelen, Ennigerloh, Oelde, Wadersloh und weiteren Orten leben nach Angaben des Kreises derzeit rund 600 der 6000 Tönnies-Beschäftigten. Bereits in den vergangenen Tagen gab es im Kreis Warendorf wieder einen Anstieg an Neuinfektionen, die sich größtenteils auf Tönnies zurückführen lassen. (Quelle: Pressemitteilung Kreis Warendorf vom 17. Juni 2020)
Stadt Oelde schließt vorläufig Kitas und Schulen
Die Stadt Oelde kündigte am Mittwoch an, dass vorsorglich die Schulen und Kitas dicht machen bzw. wieder auf Notbetrieb umgestellt werden. Bürgermeister Karl-Friedrich Knop nahm dazu auf der Intersetseite der Stadt Oelde (externer Link) wie folgt Stellung: „Viren machen an Kreisgrenzen keinen Halt. Wir schätzen, dass rund 1000 Mitarbeiter des Unternehmens Tönnies und deren Angehörige in Oelde wohnen, insbesondere in den Ortsteilen Stromberg und Lette. Aktuell liegen uns noch keine Informationen dazu vor, welche der bislang bestätigt infizierten Personen in Oelde leben. Deshalb konnte wir auch nicht herausfinden, welcher Kinder möglicherweise betroffen sind. Im Sinne eines bestmöglichen Gesundheitsschutzes unserer Bürgerinnen und Bürger haben wir soeben entschieden, Schulen und Kitas bis zum Ende dieser Woche zu schließen. Wir werden nun die erforderlichen Ermittlungen mit der gebotenen Sorgfalt anstellen und gehen davon aus, dass wir diese Einrichtungen am Montag wieder öffnen können.“
Gemeinde Wadersloh wartet weitere Entwicklung ab
Auf Anfrage von Mein-Wadersloh.de bestätigte Waderslohs Bürgermeister Christian Thegelkamp, dass der Krisenstab in Wadersloh am Mittwoch zusammenkam. In einer Pressemitteilung aus dem Rathaus hieß es am Abend, dass bislang keine Erkenntnisse über neue Erkrankungsfälle vorlägen. Aus diesem Grund soll zunächst noch keine Schließung von öffentlichen Einrichtungen, Schulen und Kitas in der Gemeinde Wadersloh erfolgen Sehr wohl würde man aber die weitere Entwicklung sehr genau im Auge behalten. (Quelle: Pressemitteilung Gemeinde Wadersloh vom 17. Juni 2020)
kuratiert von Benedikt Brüggenthies