Wadersloh/Liesborn (mw/bb). Besonnen, geduldig und glücklich: So lässt sich die Stimmung der Kunden in den Ortsteilen Wadersloh und Liesborn an Tag 1 der Lockerungen der Corona-Verordnungen vielleicht am besten zusammenfassen. Die kleinen Geschäfte am Freudenberg in Wadersloh und entlang der Königstrasse in Liesborn durften nach dem „Lockdown“ am Montag erstmals wieder Ware verkaufen. Die Kunden nahmen Wartezeit und Hygienemaßnahmen gerne in Kauf. Im Gegenzug gab es unter anderem ein Lächeln des Verkaufspersonals.
Gewerbetreibende setzen zusätzliche Schutzmaßnahmen in Wadersloh um
Heike Hartmann strahlt über das ganze Gesicht. Im „Fashion Point“ ist endlich wieder Leben eingekehrt. Die letzten Wochen war die Verkäuferin aber nicht untätig: Über „Whatsapp“ stellte sie die neueste Frühjahrskollektion kurzerhand in den Status. Die Kunden aller Altersklassen nehmen das Digitale Angebot mit großer Begeisterung an und bestellten die Ware einfach vor. Ausgeliefert wurde dann zum Teil per Fahrrad.
Rund ums Fahrrad dreht es sich ein paar Häuser weiter: Auch im „Beckumer Fahrradlager“ darf wieder eingekauft werden. In den letzten Wochen war nur die Werkstatt geöffnet. Nun ist auch der Verkaufsraum wieder offen. Taulant Hashani berät in diesem Moment mit Mundschutz bei E-Bike-Kauf. Während die Kundin eine Runde um die Kirche dreht, berichtet Taulant von dem ersten Tag: „Die Kunden freuen sich, dass sie wieder einkaufen können. Man merkt aber auch, dass sie vorsichtiger geworden sind.“ Maximal ein Kunde darf den Laden betreten, da die Verkaufsfläche nicht so groß ist. Aber die Kunden richten sich darauf ein und können den Annahmezettel z.B. selbst ausfüllen.
Bei Walter Richter („schöner wohnen“) geht es normalerweise um Schönes und Dekoratives. In Corona-Zeiten sind aber vor allem die Atemmasken „made in Wadersloh“ gefragt. „Die normalen Aufträge laufen auch und wir fahren auch zu den Kunden. Aber momentan möchten die Leute vor allem eine Behelfsmaske bei uns erwerben und sind allgemein sehr dankbar“, berichtet Walter Richter.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bei Optik Holz wartet Optikermeisterin Ulrike Holz auf den nächsten Kunden. Als Grundversorgerin war das Ladenlokal nicht von der Schließung betroffen. Auch hier fallen zusätzliche Hygienemaßnahmen auf. Im Schaufenster leuchtet ein bunter Regenbogen auf einer Plexiglasplatte. Vor dem Laden stehen Sitzmöglichkeiten bereit. „Man merkt schon, dass die Kunden etwas zurückhaltender geworden sind. Auch wenn momentan etwas weniger los ist: Das Geschäft wird sich zeitlich verlagern“, blickt Ulrike Holz optimistisch in die Zukunft. Ausprobierte Brillen werden direkt desinfiziert. Die Arbeit erfolgt im Schichtbetrieb. Die digitale Beratung und Terminvereinbarung wird gerne in Anspruch genommen.
Kunden in Liesborn sind dankbar und geduldig
In Liesborn ist die Stimmung ebenfalls gut. Bei Schreibwaren Nienaber begrüßt uns Benjamin Nienaber mit Mundschutz und Handschuhen. Auch hinter der Maske lässt sich das Lächeln erahnen, mit dem der Geschäftsführer die Kunden begrüßt. Neben der Post sind auch die anderen Angebote wieder möglich. Auch hier warten die Kunden geduldig vor dem Geschäft und treten nacheinander ein.
Am anderen Ende der Straße verhalten sich die Kunden bei der Bäckerei Scholhölter ebenfalls nach Vorschrift. Auch wenn es kleinere Anpassungen der Öffnungszeiten (Mittwochsnachmittags bleibt die Bäckerei geschlossen) gibt, ist Familie Scholhölter derzeit zufrieden: „Wir hoffen, dass die Leute die regionalen Anbieter auch zukünftig unterstützen.“ An den Wochenenden wird auch der zweite Eingang geöffnet, so dass ein Rundlauf entsteht. Neben den Backwaren findet sich zudem ein kleines Körbchen mit „Community“-Masken auf dem Verkaufstresen. Die Traditionsbäckerei hat sich auf die neue Situation eingestellt. Und das frische Gebäck sorgt für leuchtende Augen bei den Kunden, die es sich mit Kaffee und Kuchen zuhause gemütlich machen.
Bei den Friseurbetrieben sind die Türen hingegen noch geschlossen: Erst ab dem 4. Mai dürfen wieder Haare geschnitten werden. Im Ludgerushaus am St. Josef-Haus gibt es weiterhin zwar einen mobilen Mittagstisch, aber gemütlich im Innern verweilen oder eine Runde durch den Sinnespark drehen ist vorläufig noch nicht möglich. Das neue Pflegedienstbüro der Caritas bietet Beratung per Terminvereinbarung.
Bei den Gastronomen sind noch keine Lockerungen in Sicht
Bei den Gastronomen herrscht aber weiterhin Ungewissheit: Während die Pizzerien wie „Da Giovanni“ und Tony e Pepe noch ausliefern können und Ware zur Abholung anbieten oder via Fensterverkauf, bleiben die Kneipen und Cafés weiterhin geschlossen. Bei „Berlinghoff“, „Eusterschulte“ und am „Grillhaus am Dreischenhoff“ hofft man auf eine baldige Lösung. Auch beim gerade erst eröffneten „Hotel Kampana“ prangt noch ein großes „Geschlossen“-Schild vor der Tür. Erst kürzlich veröffentlichten die neuen Betreiber ein Stellenangebot für einen Koch. Trotz der Ungewissheit bleibt man optimistisch. In der „Fuchshöhle“ bei Familie Freitag ist die Kneipe geschlossen, doch das Abholangebot für Burger läuft sehr gut. Bei „Miss Elly“ gibt es täglich von 12-18 Uhr Eis und Kuchen zum Mitnehmen. Der Café-Bereich hingegen ist abgeflattert. Auch hier warten die Kunden geduldig und mit Sicherheitsabstand. Eile hat hier niemand. Die Freude an ein leckeres Eis lässt sich hier niemand nehmen.
Trotz der Lockerungen bleiben die Wadersloher und Liesborner größtenteils noch daheim. Für die Läden ist die schrittweise Öffnung aber existenziell wichtig. Nicht nur die Kunden, sondern auch die Verkäuferinnen und Verkäufer blühen auf, freuen sich über Kommunikation und Kontakt – wenn auch mit Sicherheitsabstand. Vorgesorgt haben alle Unternehmen: Schutzmaßnahmen und Hygiene werden überall groß geschrieben. Shoppen mit Ab- und Anstand ist gefragt. Hier zeigen nahezu alle Kunden großes Verständnis. Eine junge Mutter aus Wadersloh schiebt in diesem Moment den Kinderwagen den Freudenberg rauf: „Als junge Mutter hatte ich in den letzten Wochen zwar andere Prioritäten, aber einfach mal rauszukommen und wieder kleine Erledigungen zu machen, ist eine gute Abwechslung.“
Fotos/Text: Brüggenthies