Wadersloh (mw/bb). In diesen Tagen ist Kreativität gefragt und davon besitzen die Unternehmen in Wadersloh reichlich. Während Schutzmasken vielerorts restlos vergriffen sind und der Nachschub auf sich warten lässt, wird man auf dem Land nun selbst tätig. Die Bestände sind knapp – da gilt es, zu improvisieren. Bei Indeko Schütte an der Wenkerstraße und bei Richter „schöner wohnen“ am Freudenberg wird genäht, was das Zeug hält. Beide Unternehmen haben unabhängig voneinander Behelfsmasken entwickelt, die in Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen und öffentlichen Einrichtungen zum Einsatz kommen und die Träger vor Coronaviren schützen sollen.
Bei Schütte wird das Nähen der Masken zur Familiensache
In der Näherei bei „Indeko Schütte“ wird seit Generationen erstellt, was das eigene Zuhause schön und wohnenswert macht. In diesen Tagen aber haben Schutzmaken die höchste Priorität. Hier sieht man als Journalist aus sicherer Entfernung die Definition eines Familienbetriebs: Drei Generationen der Familie Schütte sitzen mit Abstand voneinander in jeder Ecke des Raumes und teilen sich die Arbeit. Schritt für Schritt enstehen hier rund 300 Schutzmaken pro Tag. Damit das alles klappt, wird hier im Akkord gearbeitet. Benedikt Schütte ist sich bewusst, dass jede dieser Masken Menschenleben retten kann. Die Masken sind bei 70 Grad waschbar und wiederverwendbar – in diesen Tagen ein echter Mehrwehrt, denn alle 20 Minuten müssen die herkömmlichen Masken gewechselt werden. 10 Masken pro Person würden jeden Tag benötigt. Die neu entwickelten Masken sind mehrfach verwendbar.
Ganze zehn Modelle wurden vergangenes Wochenende als Prototyp erstellt. Am Wochenanfang stand das finale Modell in Einheitsgröße dann fest. „Bei den Masken kommt es vor allem auf die passende Materialauswahl an. Die Brillen dürfen nicht beschlagen, sie muss bis zum Hals eng anliegen, damit sie effektiv schützen“, sagt Benedikt Schütte im Gespräch mit MW. Die Behelfs-Mund-Nasen-Masken wurden in Rücksprache mit einem Wadersloher Hausarzt entwickelt. Eine erste Variante aus einfachem Stoff wurde verworfen, die finalen Modelle sollen von der Steifigkeit und den Bindebändern auch für die Herausforderungen in Arztpraxen geeignet sein. Unzählige Tests ergaben, dass das spezielle perforierte Vlies-Material zugleich atmungsaktiv, als auch wasserundurchlässig ist. Nach der Klärung der Materialfrage ging es dann an das händische Schneiden und auch die Prozessoptimierung. In Abstimmung mit dem Wadersloher Hausarzt und einer externen Oberärztin der Apotheke entsand so die Schutzmaske „Made in Wadersloh“.
Auch für Familie Richter sind die Schutzmasken Neuland
Nur wenige Meter Luftlinie entfernt grübelte man auch bei Familie Richter über die Umsetzung von geeigneten Schutzmasken. Die Gemeinde Wadersloh fragte vergangene Woche an und bat um Rücksprache. „Für uns ist das Neuland. Es geht ja nicht nur um das Nähen, sondern auch um das richtige Material. Einen einfachen Gardinenstoff kann man leider nicht verwenden“, so Walter Richter auf Anfrage von Mein-Wadersloh.de. Schnell konnte eine Weberei ausfindig gemacht werden, die den passenden Stoff vorrätig hatte. Auch hier wird ein Material eingesetzt, das keine Feuchtigkeit durchlässt und somit Viren außen vor lässt. „Der Stoff ist laminiert und nach RKI-Richtlinien virendicht. Er kann einfach bei 90 Grad gewaschen werden und ist somit eine nachhaltige Übergangslösung. Das Material wird auch in Krankenhäusern eingesetzt“, so Richter, der sich bei der Produktion – wie gewohnt- auf seine Familie verlassen kann, die tatkräftig mithilft.
Beide Wadersloher Unternehmen wollten das Projekt nicht auf die lange Bank schieben und machten sich direkt an die Ausarbeitung und Produktion der dringend benötigten Schutzmasken. Dabei konnten sich die Unternehmer nicht nur auf eine hausärztliche Expertise verlassen, sondern auch auf die Unterstützung der Gemeindeverwaltung, die die Dringlichkeit und den Ernst der Lage erkannt hat.
Text: Brüggenthies, Fotos: Brüggenthies (2), Privat (1)