Wadersloh (mw/bb). Würde man die 73. Versammlung des Heimatvereins Wadersloh in wenigen Worten beschreiben, würden in jedem Fall „Vielfalt, Gemeinschaft, Menschlichkeit, Toleranz“ und „bunt, neugierig, aufgeschlossen, ereignisreich“ Einzug finden müssen. Fast drei Stunden lang tagte der Verein bei Berlinghoff und in Erinnerung bleiben wir vor allem eine bewegende Ansprache des Vorsitzenden Winfried Schlieper.
Für Fremdenhass und Antisemitismus ist kein Platz in Wadersloh! Winni Schlieper hatte beim Volkstrauertag eine Rede für mehr Menschlichkeit gehalten und viele damit gerührt. Auszüge aus dieser Ansprache trug er bei der Versammlung erneut vor und schnell zeigte sich, wie zeitlos dieses Appell ist. Anknüpfend an die vielfältige Vereinsarbeit des Traditionsvereins zeigte Schlieper auf, wie wichtig Toleranz und Menschlichkeit sind und appellierte an das Schaffen eines innergemeinschaftlichen Friedens: „Fremdenhass darf niemals wieder einen Platz hier finden“, so der Vorsitzende. Dazu passend machte sich eine Reisegruppe des Vereins im Vorjahr auf Spurensuche ins lettische Riga. Zwischen November 1941 bis Oktober 1942 sind etwa 25.000 Juden aus Deutschland dorthin verschleppt und ermordet worden. Fünf jüdische Mitbürger*Innen aus Wadersloh waren von dieser Deportation betroffen. Carola Hörster hielt einen eindrucksvollen Rückblick und passende Bilder untermauerten die Reise in die Vergangenheit im Riga der Gegenwart.
Eine mehrfache Zeitenwende ist auch für den Heimatverein Wadersloh angebrochen. Mit Winfried Schlieper und seiner Tochter Jessica Jemella (2. Vorsitzende) ist der Verein zu einer Familienangelegenheit geworden. Familiär geht es im gesamten Vorstand und Verein zu. Das spiegeln die vielen Veranstaltungen im Jahresverlauf wieder, die Familien aktiv miteingebunden haben. Beständigkeit hat Konjunktur im Heimatverein: Krippenwanderungen, Holocaustgedenken, Kreuzweg (seit ’93 von Maria und Brigitte Bouschery organisiert), Wintergrillen, Apfelfest, Vogelstimmenwanderung, Maibaumaufstellen und der Martinsumzug: Tradition und soziale Verantwortung bilden das Fundament der Vereinsarbeit. Die soziale Verantwortung stellt der Verein mit der Gründung der „Gemeinschaft der Vereine“ weiter in den Fokus der gemeinnützigen Arbeit. Diesen Part des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit stellte Bürgermeister Christian Thegelkamp in einem Grußwort besonders heraus (vorgetragen von seinem Stellvertreter Konrad Schlieper). Der Heimatverein rüstet sich für die Zukunft!
Dazu passend stellt sich der Traditionsverein auch digital neu auf: Kai Jemella präsentierte die neue Webseite des Vereins, auf dem die ehrenamtliche Arbeit einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wird. Somit dürfte man künftig alle Generationen für die bunte Vereinsarbeit begeistern. Ein (grünes) Herz hat man vor allem für die Jugend. Jessica Jemella möchte ihre Arbeit als Naturpädagogin in die Vereinsarbeit einfliessen lassen und speziell Kinder im Alter von 6-10 Jahren ansprechen. Drei Termine sollen im Jahr 2020 u.a. auf dem Hof Haffert durchgeführt werden. Vielleicht lassen sich die jüngeren Einwohner der Großgemeinde auch für die plattdeutsche Sprache begeistern, denn Josef Duffe berichtete, dass der Krink immer kleiner werde. Auch diesen Teil des Heimatvereins möchte man künftig stärken. Ideen gibt es genug. Der Heimatverein Wadersloh packt es an!
Fotos/Text: Brüggenthies