Wadersloh (mw/gast). Seit 2012 hat die KLJB im Bistum Münster eine Freundschaft zu dem Projekt der CPT (Pastoralkommission der Bischofskonferenz in Brasilien). Von der KLJB Wadersloh machten sich Maria Rassenhövel und Simone Hauptmeier auf den Weg nach Brasilien. In unserer dreiteiligen Reihe berichten die beiden Landjugendlichen von ihren Erfahrungen vor Ort. Dies ist der 3. und zugleich letzte Teil.
Der Abschied von Cajazeiras
Olá aus Cajazeiras! Am Mittwoch und Donnerstag war unser Ziel, die Bauarbeiten auf dem Gelände der CPT weiterzuführen und teilweise zu beenden. Die Wände der neuen Schlafräume wurden fertiggestellt und die Bodenplatte für das neue Abdach wurde gegossen. Dafür haben wir wieder jede Menge Beton per Hand gemischt. Abends ging es für uns zum Stausee in Cajazeiras, wo wir uns mit einigen Brasilianern den Sonnenuntergang bei einem Bier angeschaut haben.
Danach kam ein ganz besonderes Highlight für uns: wir waren Acai Bowl essen. Hier wird die Acai-Frucht zu einer Art Sorbet hergestellt und man kann sie mit verschiedenen Toppings dekorieren. Sehr zu empfehlen an alle mit einem „süßen Zahn“, die mal in diese Region reisen werden!
Dann ging es gegen 20 Uhr zur UFCG (Universidade Feder de Campina Grande) auf den Campus von Cazajeiras. An dieser Uni studiert Joyce aus dem CPT Projekt Chemie. Sie stellte uns ihre Kommilitonen vor und wir schauten uns einen Kurs an, in dem wir kurz von unserer Arbeit und der KLJB berichtet haben.
Bei 37 Grad haben wir uns am Donnerstag auf den Weg zu einem Bergrestaurant gemacht. Der Weg dorthin gestaltete sich – wie fast alles in Brasilien – nicht so einfach wie gedacht. Gut, dass wir zuvor nochmal den Reifendruck kontrolliert haben. Denn in den Bergen angekommen, wurde die Fahrt richtig spannend. Aber kein Grund zur Sorge: wir haben es geschafft und sind alle heile angekommen. Für den atemberaubenden Ausblick bei strahlend blauem Himmel hat sich die Fahrt dorthin definitiv gelohnt! Zurück in der CPT hieß es nach einem leckeren Mittagessen wieder fleißig sein, um den Bau der Schlafräume mit Sanitäranlagen und einem Abdach voranzubringen. Abends sind wir in die Stadt von Cajazeiras gefahren. Anschließend haben wir in der CPT unter freiem Himmel geschlafen.
Am Freitag war es soweit: wir waren auf einer brasilianischen Hochzeit eingeladen! Doch bis es am Abend soweit war, stand zunächst das Segnen von ca. 25 neuen Häusern in einer Siedlung mit dem Namen „Angelica II“. Die Häuser wurden vor kurzem fertiggestellt und waren teilweise noch kurz vor dem Erstbezug. Nach dem Segnen haben wir mit allen Bewohnern der Siedlung gemeinsam zu Mittag gegessen. Von dort aus sind wir weiter nach Apericida gefahren, der Ort in dem die Hochzeit stattfand. Die Braut war 2018 zu Gast bei uns in Deutschland und über den Kontakt zu unserem Diözesanpräses Bernd Hante, hat dieser die Trauung mit einen anderen Pastor in Apericida durchgeführt. Nach der Trauung ging es mit der Hochzeitsfeier weiter. Diese unterscheidet sich deutlich zu unseren deutschen Hochzeiten. Wir hatten auf der Hochzeit sehr viel Spaß! Das Hochzeitsbuffet bestand in erster Linie aus Reis ;-), Fleisch und einer Soße, die wohl typisch für brasilianische Hochzeiten ist. Die Hochzeitstorte war sehr, sehr mächtig und wurde von der Hand gegessen.
In der Nacht zu Samstag und zu Sonntag haben wir in Gastfamilien übernachtet, was für uns sehr interessant war, da wir teilweise alleine untergebracht wurden und so auch die Kommunikation sich noch einmal viel schwieriger gestaltete. Durch die Übernachtungen konnten wir besonders die Kultur und die verschiedenen Werte und Normen der Brasilianer noch intensiver kennenlernen und erleben. Die Freude der Brasilianer war sehr hoch, dass wird dort übernachtet haben und sie haben es als Highlight ihres Jahres bezeichnet, jeden einzelnen von uns in ihrer Familie und ihrem Haus zu empfangen. Am Samstag haben wir tagsüber eine Olympiade mit den Brasilianern durchgeführt, bei welcher wir verschiedene Spiele und Wettkämpfe durchgeführt haben. Die Olympiade diente dazu, dass sich die jungen Erwachsenen der CPT und der KLJB auf eine andere Art und Weise kennenlernen konnten.
Am Abend in der Siedlung „Apericida“ gab es zunächst für uns, für die Jugendlichen der CPT und den Einwohnern der Siedlung einen Film über Kleinbauern, welche über ihre Arbeit in der Vergangenheit berichteten. Anschließend gab es noch eine Aufführung der Tanz- und Theatergruppe der CPT. Der weitere Abend wurde durch Livemusik von einer Band gestaltet, in der auch einige Mitarbeiter der CPT mitspielen.
Am Sonntag fuhren wir nach dem Mittagessen weiter nach Juazeiro. Dort waren wir bei der Familie von Lucas und Joyce (2 junge Erwachsene der CPT) und haben die Bioflächen, auf der ihr Vater arbeitet, besichtigt. Auf der Fläche standen viele verschiedene Bäume und Sträucher (Bananen, Limetten, Mango, Kakao, Kakteen). Durch die Biodiversität sind die Pflanzen auch weniger anfällig gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Es eignet sich auch super als Bienenweide, da ständig etwas blüht. Anschließend sind wir noch zu den Bienen gefahren und haben etwas Honig geerntet, den wir den wir anschließend probieren konnten.
Am Montag Morgen fand der Abschied in der CPT statt. Viele Mitarbeiter der CPT sind noch einmal vorbeigekommen. Der Abschied war nicht leicht aber alle waren sehr dankbar für die wahnsinnig vielen neuen Erfahrungen und Eindrücke. Für uns ging es anschließend weiter nach Recife, um dort das Projekt „Turma do Flau“ von Schwester Aurietta zu besuchen. In dem Projekt werden Kinder aufgenommen, die aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen. Schulkinder haben die Möglichkeit nach der Schule das Projekt zu besuchen. In dem Projekt sind teilweise aber auch Kinder, die nicht die Schule besuchen.Diese Kinder können bereits morgens in das Projekt kommen und werden dort von angestellten Pädagogen unterrichtet. Mittags erhalten sie eine warme Malzeit und nachmittags kommen die Schulkinder hinzu. Sie haben die Möglichkeit zu singen, zu tanzen und zu spielen.
Recife ist einer der gefährlichsten Städte Brasiliens. Für uns war es besonders erschreckend wie groß die Sparte zwischen Arm und Reich ist und wie nah sie nebeneinander leben. Dies ist z.B. an der Bausstruktur zu erkennen. Aus dem Bus haben wir auf der linken Seite neue und moderne Hochhäuser und auf der rechten Seite Pfahlbauten, sogenannte Slums. „Armut und Reichtum ist so nah aneinander. Die Reichen werden jeden Tag mit der Armut konfrontiert, aber übersehen bzw. ignorieren diese trotzdem“ fügte unser KLJB Präsens Bernd Hante hinzu. Beim abendlichen Spaziergang durch die Stadt wurde uns das Ausmaß der Armut besonders bewusst. Das Gefühl von Unwohlsein und Angst hat uns durchgängig begleitet. Wir sind stets in der Gruppe geblieben und haben sämtliche Wertsachen in dem Projekt gelassen.
Nach der Verabschiedung am Dienstagmorgen, bei der wir mit den Kindern noch verschiedene Lieder gesungen haben, ging es für uns von Recife nach São Paulo und von da aus am Dienstagabend nach Frankfurt. Am Mittwochabend sind wir alle zusammen heile und zufrieden, mit wahnsinnig und unbeschreiblichen neuen Eindrücken zu Hause angekommen.
Wenn Bernd Hante auf die letzten 3 Wochen und auf die Partnerschaft zwischen der CPT und der KLJB blickt, macht er deutlich, dass alleine die Präsens und der Besuch vor Ort den Menschen viel Energie und Motivation gibt, die Aufgaben und Projekte zukünftig weiterzuentwickeln. Außerdem sagt er, dass die Partnerschaft eine sehr gute Ergänzung zu den sozialen Medien ist. Denn wir machen Freundschaft mit Gesicht und sind keine anonymen Helfer. Wir haben uns viele Projekte im ländlichen Raum und im sogenannten Hinterland angeschaut. Dazu sagt Bernd Hante, dass die Perspektive und Zukunft eines Landes nicht in den Städten, sondern in den ländlichen Regionen des Landes liegt. Denn die sozialen Unterschiede in der Stadt sind viel größer und unerreichbarer. Dort leben die Reichen unmittelbare neben den Armen. Menschen können auf dem Land besser leben als in der Stadt. Daher sollen Menschen nach Möglichkeit nicht in die Stadt flüchten müssen. Risiken in den Städten gibt es viele, die teilweise gar nicht aufzuarbeiten sind: Arbeitslosigkeit, Gesundheitsrisiken, Kriminalität, Leben auf engen Raum und mangelnde Bildung. Generell kann man daher sagen, dass das Leben auf dem Land zwar sehr einfach ist, aber die Menschen sich insgesamt wohl fühlen und unbesorgter leben können.
Text/Fotos: KLJB Wadersloh, Maria Rassenhövel und Simone Hauptmeier