Wadersloh (mw/bb). In einem offenen Brief (vom 13.11.2019) an die Gemeindeverwaltung und die Fraktionen im Rat melden sich nun die Schülerinnen und Schüler des Fridays-For-Future-Komitees zum Thema Standort Feuerwehrgerätehaus zu Wort.
In dem Leserbrief wird nicht nur die Standortwahl kritisiert, sondern auch Bezug genommen auf das Biotop und die Gefahren für Schüler. Über die Planungen des möglichen Standorts am Johanneum zeigt man sich überrascht: „Das ist unserer Meinung nach weder mit dem Motto „Franziskus for Future“ noch mit aktuellen Klima- und Umweltschutzdiskussionen zu vereinbaren“, so die Mitglieder des FFF-Komitees. Enttäuscht sei man zudem über die Vorwürfe einer Ratsfraktion, die Schüler würden sich instrumentalisieren lassen: „Damit wird uns die Meinungsfreiheit und Selbstbestimmtheit abgesprochen und wir fühlen uns entmündigt, ohne dass wir bisher die Möglichkeit hatten, uns zu äußern. Uns an einem solchen Punkt in den Fokus zu rücken ist an dieser Stelle doch die eigentliche Instrumentalisierung“, heisst es in dem Leserbrief. Laut wird zudem der Wunsch gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten und die Meinungen der Schüler anzuhören.
Auslöser für die aktuelle Diskussion ist eine Ortsbegehung der CDU-Fraktion und eine Stellungnahme dazu auf der Webseite der CDU. Mein-Wadersloh.de war als einziger Pressevertreter bei der Begehung vor Ort und berichtete am 10. November 2019 mit exklusiven Stellungnahmen von der Diskussion.
Ein weiterer Leserbrief erreichte und am 14. November (bitte nach ganz unten scrollen).
Der Leserbrief im Wortlaut:
Unsere Meinung zum geplanten Standort des neuen Feuerwehrgerätehauses am Johanneum Wadersloh – Wann wird sie gehört?
Sehr geehrte Damen und Herren,
unser diesjähriges Schuljahresmotto ist „Franziskus for Future“ und widmet sich ganz dem Klimaschutz. Inspiriert wurde es von der durch uns organisierten Demonstration im Mai 2019 für mehr Klimaschutz in unserer Gemeinde und den weiteren Aktionen, die wir im Laufe des Jahres durchgeführt haben.
Unsere Fridays for Future Gruppe in Wadersloh setzt sich im Kern aus Schülern des Johanneums zusammen, hat mittlerweile aber auch andere jugendliche Unterstützer und ist gänzlich unabhängig von Schule oder gar der Politik. Wir haben uns zum einen organisiert, um uns mit unserer Meinung an politischen Diskussionen und Themen zu beteiligen, und auch, um abseits der Politik endlich zu handeln!
Sehr überrascht waren wir von den endgültig klingenden und sehr weit fortgeschrittenen Planungen hinsichtlich des neuen Feuerwehrgerätehauses, welches am Johanneum – auf der Fläche unseres Schulgartens – entstehen soll.
Abgesehen davon, dass wir das Biotop im Zuge eines Projektes im kommenden Jahr reaktivieren wollten, hat unser Schulgarten eine lange Tradition: Viele Schülerinnen und Schüler sowie Ehemalige erinnern sich bestimmt noch gut an ihren ersten Schultag, an dem sie symbolisch einen Apfelbaum in diesen Garten eingepflanzt haben. Der Obstbaum soll gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern wachsen und reifen. Und auch nach dem Abschluss bieten die Bäume eine Erinnerung an die Schulzeit und die damit verinnerlichten Werte (zu denen im Übrigen auch Grundwerte wie Meinungsfreiheit, Meinungsäußerung und Demokratieverständnis zählen). Ganz abgesehen davon ist jeder Baum ein wertvolles und schützenswertes Stück Ökosystem für sich.
Auch nicht zu unterschätzen sind Gefahren insbesondere für jüngere Schülerinnen und Schüler: Wir denken dabei zum Beispiel an Einsätze während Pausenzeiten, die mit Sicherheit ein gewisses Interesse bei der Schülerschaft hervorrufen. Schüler könnten durch Einsatzfahrzeuge übersehen werden und im schlimmsten Fall zöge dies auch eine Behinderung von Einsätzen nach sich. Selbst eine neugestaltete Bushaltestelle kann die Verkehrsproblematik aus unserer Sicht nicht lösen und ist zudem auch ökologisch bedenklich, da die Planungen eine Versieglung der Obstwiese neben dem Bungalow vorsehen.
Wir sehen es daher äußerst kritisch, auf diesem wertvollen und naturbelassenen Grundstück ein Feuerwehrhaus zu errichten. Dies würde Abholzung, Flächenversieglung, Traditionsverlust und auch Gefahr für Schüler bedeuten. Das ist unserer Meinung nach weder mit dem Motto „Franziskus for Future“ noch mit aktuellen Klima- und Umweltschutzdiskussionen zu vereinbaren.
Weil wir diese Positionen am ehesten bei den Fraktionen SPD und FWG vertreten sehen, haben wir uns vertrauensvoll an sie gewandt, um unsere Möglichkeiten des politischen Einflusses in Erfahrung zu bringen.
Wir sind enttäuscht von dem Vorwurf, der von der CDU vorgebracht wird, dass andere Fraktionen uns instrumentalisieren würden. Damit wird uns die Meinungsfreiheit und Selbstbestimmtheit abgesprochen und wir fühlen uns entmündigt, ohne dass wir bisher die Möglichkeit hatten, uns zu äußern. Uns an einem solchen Punkt in den Fokus zu rücken ist an dieser Stelle doch die eigentliche Instrumentalisierung.
Wir wünschen uns daher ab sofort einen offenen und fairen Dialog mit allen Fraktionen, der Verwaltung und auch mit dem Bürgermeister und hoffen, dass unsere Positionen und unsere Meinung gehört wird. Wir wollen sachlich über das Thema Feuerwehrhaus sprechen und uns nicht um persönliche Feindseligkeiten oder politischen Wahlkampf kümmern.
Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen, Für das FFF-Komitee
Andrea Burkhardt, Jonas Kruse, Paul Büning, Marius Hagedorn
Wir haben alle Fraktionen um eine Stellungnahme gebeten. Diese werden zeitnah an dieser Stelle veröffentlicht. Die Schulleitung des Johanneums hat sich auf eine Presseanfrage vom 29. Oktober 2019 bisher nicht zu dem Thema geäußert.
Reaktionen von Fraktionen und aus der Bürgerschaft
Leserbrief von Johannes Rosenthal (Langenberg) vom 14. November als Reaktion auf den Leserbrief des FFF-Komitees
„In den Jahren 1967 bis 1972 war ich Internatsschüler des Johanneums in Wadersloh. Ich habe damals „jeden Stein auf dem Gelände mit seinen Anlagen umgedreht“. Um unsere Eltern nicht mit einem hohen Pensionspreis zu belasten, wurde damals von den Patres und Brüdern schon nachhaltig gewirtschaftet. Zuständig für das Gewächshaus und die Obstplantage war derzeit Bruder Thomas (Tom). Liebevoll und mit ökologischem Sachverstand wurde von ihm das heute infrage gestellte Areal mit unterschiedlichen Obstsorten angelegt. Ich habe das Gelände des Johanneums immer als wirtschaftliche Einheit gesehen und so ist es heute unbedingt im Sinne des Lehrbetriebes zu erhalten.Mit Freude registriere ich, dass sich die Schüler mit dem Kürzel FFF für den Umweltschutz engagieren und mit dem Leben des Heiligen Franziskus in Verbindung bringen. Die Wadersloher Mehrheitsfraktion wird deshalb auch von mir als alter „Johanniter“ gebeten, für den Feuerschutz ein besser geeignetes Grundstück zu suchen und zu finden.“ – Johannes Rosenthal (Langenberg)