Diestedde (mw/bb). Kinder spielen heutzutage viel zu viel im Haus und wenn, dann Videospiele? Von wegen! Die beiden Diestedder Grundschülerinnen Lina und Deborah treten den Gegenbeweis an. Langeweile kennen die beiden Freundinnen ganz und gar nicht, denn schon seit den Osterferien teilen sie ein ganz besonders Hobby, bei dem Geduld, Geschick, Kreativität und Ausdauer gefragt sind: „Hobby Horsing“.
Lina und Deborah sind ganz in ihrem Element. Auf dem Gartentisch sind unzählige Trensen und Pferdezügel in allen Variationen ausgebreitet. Die beiden Freundinnen sind ganz vernarrt wenn es um das Thema Pferde geht und noch viel mehr geraten sie ins Schwärmen beim Thema „Hobby Horsing“. Steckenpferde kennt eigentlich jeder, aber „Hobby Horsing“ ist so etwas wie das Steckenperd 2.0. Ein Trend aus Skandinavien, der sogar als Sportart anerkannt ist. Dabei werden Hindernisparcours mit Steckenpferden bewältigt. Was einfach aussieht, verlangt einiges an Körperbeherrschung. Und bei den beiden Freundinnen aus Diestedde steckt noch viel mehr dahinter. Denn anstatt einfach ein fertiges Steckenpferd zu kaufen, haben die beiden Mädchen ihre Pferde einfach selbstgebaut.
„Ich bin durch ein Youtube-Video auf das ‚Hobby Horsing‘ aufmerksam geworden und habe mir dann direkt vorgenommen, das auszuprobieren“, strahlt Lina. Das war in den Osterferien. Gemeinsam mit Mama Manuela wurde eine Vorlage gesucht und ein Pferdekopf aus einer Fleecedecke hergestellt. Mit Füllwatte, Nadel und Faden und noch mehr Geduld enstand in stundenlanger Mutter-Tochter-Teamarbeit ein erstes Pferd. Dabei war vor allem auch Kreativität gefragt, denn die stolze Pferdemähne aus Wolle durfte ebenso wenig fehlen wie die Ohren und Augen. Woll- und Stoffreste waren vorhanden und voller Stolz durfte das erste Steckenpferd zum Abendausritt geführt werden. Auch Linas Freundin Deborah ließ sich von dem neuen Hobby schnell begeistern und plötzlich waren zwei weitere Pferde startklar: Prancer und Jupiter. Neben dem handwerklichen Geschick sind beim „Hobby Horsing“ aber auch Kondition und Ausdauer gefragt, denn bei der Sportart sind viele Gymnastikelemente enthalten. Hoch- und Weitsprung, eine komplette Choreographie: Alles sehr anspruchsvoll und besonders mit viel Spaß verbunden. Das „Hobby Horsing“ ist bei den Familien Naujok und Mendel nämlich ein Mehr-Generationen-Projekt. Die Oma hilft beim Nähen und gibt das Wissen an die Enkelkinder weiter, ein Onkel hat das passende Holt für die Hürden zurechtgeschnitten und Freunde und Familie staunen zusammen, wenn Deborah und Lina mal alleine oder zusammen in Hochgeschwindigkeit über die Hindernisse springen.
Die Bewegungsabläufe entsprechen denen beim Dressurreiten oder Springreiten, nur eben, dass keine echten Pferde dabei sind. Tatsächlich machen aber auch „Prancer“ und „Jupiter“ eine echte gute Figur als Sportgeräte. Die beiden Steckenpferde bekommen in den nächsten Wochen sogar noch Verstärkung, denn Lina und Deborah planen schon die nächsten Bastelnachmittage mit der Familie. Als Manuela Naujok ihre Tochter das erste Mal beim abendlichen Ausritt beobachtet hat, musste sie noch schmunzeln, aber schon nach kurzer Zeit hat sie den Mehrwert an dem besonderen Hobby ihrer Tochter und ihrer besten Freundin erkannt: „Es ist wunderbar, dass die Mädels den ganzen Tag an der frischen Luft verbringen und ein Ziel haben. Vor allem aber ist das Hobby aber sehr vielseitig und fördert die Kreativität. Das muss man einfach unterstützen“, sagt die stolze Mama und feuert die Mädels beim nächsten Sprung über die Hindernisse an.
Fotos/Text: B. Brüggenthies