Liesborn (mw/bb). „Bitte folgen Sie mir unauffällig und still, meine Damen und Herren. Wir sind hier in einem Benediktinerkloster.“ Diethilde, ihres Zeichens Kanonissin (eine Stiftsdame, die einer geistlichen Gemeinschaft lebt, aber kein Gelübde ablegt), rückt sich das grüne Kleid und die Haube zurecht und nimmt die Personengruppe näher in Augenschein: „Soso, Sie möchten also mehr über das Kloster hier in Liesborn erfahren? Dann bin ich genau die richtige Person dafür, denn ich kenne mich hier bestens aus“, spricht die resolute Dame und nimmt die Herrschaften mit auf eine Zeitreise.
Cornelia Haßelhorst ist Gästeführerin aus Leidenschaft: „Ich habe einfach Spaß an Geschichte. Es ist so spannend, wenn man die ganzen Vorgänge versteht und die Auswirkungen auf die unsere Gegenwart und die Zukunft“, strahlt die Wadersloherin, die aus dem Sauerland zugezogen ist und in der Großgemeinde Wadersloh eine neue Heimat und die Passion fürs Geschichtenerzählen gefunden hat. „Hier auf dem Land ist die Welt noch in Ordnung. Wenn die Nachbarn abends mit Arbeitsgerät, Gummistiefeln und einem Bier vor der Haustür stehen und das Neuste vom Tag erzählen, muss man sich einfach wohlfühlen“, lacht Cornelia Haßelhorst, die sich als eine Art Kulturbotschafterin sieht.
„Die Wadersloher Ortsteile haben soviel zu bieten, was man gar nicht erahnt. Ich möchte diese verborgenen Besonderheiten sichtbar machen und andere genauso begeistern für geschichtliche Themen“, sagt die Gästeführerin, wenn sie Geschichten zum Leben erweckt. „Ich arbeite beruflich in einem Krankenhaus und mache das mit Herz und Seele. Die Arbeit als Gästeführerin bedeutet mir genauso viel. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, das lebens- und liebenswerte Münsterland vorzustellen“, schwärmt Cornelia Haßelhorst. Als die Gemeinde Wadersloh nach Gästeführern suchte, sah sie ihre Chance gekommen und meldete sich umgehend als Interessentin. Es schloss sich eine Ausbildung zur Gästeführerin an und nun kann der Traum vom Geschichtenerzählen in die Tat umgesetzt werden.
An kreativen Ideen fehlt es Cornelia Haßelhorst dabei nicht: „Ursprünglich wollte ich ja mal eine Rollatorführung machen. Einfach mal so, damit die Leute sehen, wie es sich anfühlt, auf so ein Hilfsmittel angewiesen zu sein.“ Die fiktive Figur Diethilde ist der erste Charakter, dem Cornelia Haßelhorst das Leben einhaucht und mit ihr die Geschichte der einstigen Benediktinerabtei zum Leben erweckt. Mit der Gästeführung „1000 Jahre und ein Tag“ nimmt die Wadersloherin die Gäste auf eine Reise durch die wechselvolle Zeit des heutigen Museums Abtei Liesborn. Mit „Frollein Thilda“ (stilecht mit Hütchen und Reisekoffer) gibt es einen weiteren Charakter. „Diese Figur ist in der Gegenwart angesiedelt und kommt nach Jahren zurück nach Wadersloh, wo sie sich mit den ganzen Änderungen abfinden muss und das natürlich kundtun muss.“
Bei den Gästeführungen geht es vor allem auch um Entschleunigung. Dabei darf auch der Friedhof nicht unerwähnt bleiben. „Friedhöfe sind Erinnerungskultur. Sie erzählen viele Geschichten – auch in Wadersloh.“ Über die Volkhochschule in Telgte hat Cornelia Haßelhorst das nötige Handwerkszeug erhalten und mit der Ausbildung zur Gästeführerin möchte sie Interessenten herzlich einladen, eine Führung im Liesedorf zu buchen und den Ort von einer neuen Seite kennenzulernen. Geschichte ist eben alles andere als sterbenslangweilig.
Weitere Infos und Gästeführung-Buchungen
via Tel. 02523-950-10-50 (Wadersloh Marketing)
Fotos/Text: B. Brüggenthies