Wadersloh (mw/bb). Das Filmdrama „Die Welle“ von Dennis Gansel aus dem Jahr 2008 sorgte bei seinem Erscheinen für einen Überraschungserfolg in den Kinos. Der US-Streaminganbieter „Netflix“ erkannte das Potential des Filmstoffes und drehte kürzlich eine sechsteilige Serie ab, die noch 2019 veröffentlicht werden soll. Ein besonderer Seriendarsteller aus Wadersloh spielt auch eine kleine Rolle: Der Mercedes-Oldtimer-Bus von Busunternehmer Matthias Osburg.
Wadersloher Oldtimer-Bus wird in Netflix-Serie zum Star auf Rädern
Wenn Matthias Osburg über seinen 1978’er Mercedes-Benz-Oldtimerbus spricht, dann wird schnell klar, dass der Busunternehmer eine besondere Beziehung zu diesem außergewöhnlichen Gefährt hat. In großen Lettern prangt der Name seines Vaters Günter auf den beiden Flanken des Retrogefährts, das seit einigen Jahren Gäste durch die Region fährt, die ein besonderes Fahrgefühl zu schätzen wissen. Was viele nicht wissen: Der Wadersloher Bus spielt sogar eine Nebenrolle in der Serienproduktion „Die Welle“. Die Dreharbeiten fanden größtenteils im Ruhrgebiet statt und als wichtiges Requisit brauchte das Filmproduktionsteam einen Bus ohne getönte Scheiben. Ein Glücksgriff für die Firma Osburg, denn beim „O 303“ (Baujahr 1978) sind noch „klassische“ Fenster mit freier Sicht verbaut. Bei den Recherchen trafen die Filmmacher schnell auf den Oldtimer von Matthias Osburg und engagierten Bus und Fahrer für die Serie. Bei den zahlreichen Vorbeifahr-Aufnahmen konnten die Filmkameras so auch die Darsteller filmen und nicht nur die getönten Scheiben. „Bei einer Aufnahme saß der Regisseur hier vorne und hat von hier heraus gefilmt. Das war schon sehr spannend“, berichtet Matthias Osburg über die zeitintensiven und aufregenden Dreharbeiten im Ruhrgebiet. Rein zufällig wurde auch ein Busfahrt-Statist im Alter um die 50 Jahre gesucht: Da passte der Busunternehmer aus Wadersloh ebenfalls perfekt zur Rolle. Ein doppelter Volltreffer für das Gespann aus Wadersloh! Bus und Busfahrer waren für „Die Welle“ engagiert und bei drei Drehtagen in Leverkusen, Hürth und Wuppertal dabei.
Retro-Reisen mit dem Oldtimer-Bus „Günter Osburg“
Ganze sechs baugleiche Exemplare des Mercedes-Benz Typ „O 303“ waren bei der Firma Osburg einst im Einsatz. Heute gibt es insgesamt nur noch sieben Busse dieses Fahrzeugstyps, die überhaupt noch eine Straßenzulassung in Deutschland haben. Und der Oldtimerbus aus Wadersloh ist der einzige, der ein „H“-Kennzeichen trägt. Das macht den Besitzer stolz und die Gäste neugierig. Auch abseits der Netflix-Produktion ist der Oldtimer ein kleiner Star, denn seitdem der Bus, der eigentlich ein Zufallsfund war, wieder auf der Straße rollt, hat er nicht nur eine umfassende Generalüberholung hinter sich, sondern präsentiert sich optisch so wie die Osburg’schen Reisebusse in damaliger Zeit. Da durfte auch der stilechte Schriftzug des Namens von Firmengründer Günter Osburg nicht fehlen. Jeder Ausflug mit dem Oldtimer wird somit auch zu einer kleinen Zeitreise in die Wadersloher Vergangenheit.
„Heute gibt es sehr viele Bushersteller. Damals gab es nur eine Handvoll. Mein Vater entschied sich für Mercedes. Dieser Fahrzeugtyp war einer der ersten, der eine Klimaanlage an Bord hatte, was das Reisen deutlich komfortabler machte“, erklärt Matthias Osburg, der den eigentlich schon ausrangierten Bus auf dem Parkplatz eines PKW-Händlers in Hamburg entdeckte und sofort zuschlug. Nur wenige Tage später sollte der Bus mit dem Container nach Afrika verschifft werden. Ein echter Glücksfund, der heute wieder, befreit von Rost und im neuen Gewand, – wie in alten Zeiten- Gäste durch das Münsterland fährt. Da kommt echtes Retro-Feeling auf.
Bei Klassentreffen, Vereinsveranstaltungen oder Gästeführungen entfaltet der „O 303“ sein ganzes Potential und zaubert mit seinem besonderen Fahrgefühl nicht nur den Reisenden ein Lächeln ins Gesicht, sondern auch anderen Verkehrsteilnehmern und bald auch den Serienguckern der „Welle“. „Kaum zu glauben, dass unser letzter eigener O 303 schon 1991 ausgemustert wurde und unser neuer Oldtimer diese Zeit nun zurückholt. Das Schönste ist, wenn Reisegäste mitfahren und erzählen, wie sie damals mit so einem Bus zur Schule gefahren sind“, freut sich Matthias Osburg. Wann die Serie mit dem Wadersloher Oldtimer auf Netflix ausgestrahlt wird, steht noch nicht fest. Starttermin soll noch in 2019 sein.
Fotos/Text: B. Brüggenthies