Wadersloh (mw/bb). Europa ist eine starke Gemeinschaft mit wichtigen Werten, aber es gibt noch viel zu tun. So lautete das Fazit des Europafests, das am Samstagmorgen in der Aula des Gymnasiums Johanneum stattfand. Mit acht Meinungen untermauerten Persönlichkeiten aus Wadersloh, warum es sich lohnt, sich für Europa einzusetzen und zur Europawahl zu gehen. Initiiert wurde die Veranstaltung von den Fraktionen im Rat der Gemeinde Wadersloh.
___STEADY_PAYWALL___
„Ich bin stolz und glücklich, dass wir diese Veranstaltung heute morgen machen können. Auch wir vom Johanneum sind natürlich europäisch aufgestellt und haben Schüleraustauschprogramme mit Polen, Frankreich, Spanien und Norwegen“, berichtete der ‚Hausherr‘ Hans-Jürgen Lang in seinen Begrüßungsworten des Diskussionsmorgens, der von Radiojournalist Marco Zaremba (SWR) moderiert wurde.
„Ich freue mich, dass viele Interessenten unserer Einladung gefolgt sind. Wir wollen heute mit allen Fraktionen gemeinsam auftreten. Europa ist für uns alle lebenswert. Wir rücken näher zusammen. Die Probleme in der Welt können wir in Deutschland alleine nicht lösen. Wir brauchen Europa zwingend, um mit den anderen zusammen eine lebenswerte Umwelt zu schaffen. Wir gehören zusammen und wollten das heute deutlich machen. Europa sind wir“, so Rudi Luster-Haggeney zu Beginn der Diskussion. Danach hielten sich die Politiker, die mit Infoständen vertreten waren, im Hintergrund und überließen den Vertretern der Vereine, Einrichtungen, Kirche, Wirtschaft und Schülerschaft das Mikro. In zwei Teilen kamen acht Stimmen zu Wort, die Plädoyers für Europa hielten.
Die Statements in der Kurzzusammenfassung
Frank-R. Müller (Deutsch Französischer Freundeskreis):
Auf die einleitende Frage von Moderator Marco Zaremba, ob die direkte Betroffenheit über den Brand von Notre Dame ein Indikator für ein europäisches Gefühl sein, fand der Vertreter der DFF zustimmende Worte. In dem Moment des Feuers sei auch in Frankreich wieder ein Gefühl der Brüderlichkeit eingekehrt. Das Land sei dadurch wieder solidarisch zusammengerückt. Müller bezog sich bei seinen Ausführungen vor allem auf Frankreich und die aktuellen rechtspopulistischen Tendenzen. Er bedauerte in dem Zusammenhang auch die Abschaffung einiger bestehender Partnerschaften in manchen französischen Ortschaften und verwies zugleich auf die Freundschaften zwischen Wadersloh und den französischen Partnergemeinden. Die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland sieht er als stabil an.
Bernhard Schniederjohann (DRK, Friedlandhilfe):
Auf europäischer Ebene habe das DRK viele Überschneidungspunkte. Die offenen Grenzen und Zusammenarbeit bezog Schniederjohann vor allem auf die Initiative der Friedlandhilfe. Die Linderung der Not ankommender Flüchtlinge sah Schniederjohann als Hauptaufgabe des DRK. Europa sei wichtig. Jede Grenze bringe Leid und Verfolgung mit sich. Vor allem die Flüchtlingswelle des Jahres 2015 sah der DRK’ler als wichtiges Ereignis, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit in Europa ist. Gegenseitige Hilfskonzepte seien von enormer Bedeutung.
Boris Joraschky (Fa. Hammelmann, Oelde):
Über die Bedeutung internationaler Verflechtungen berichtete Boris Joraschky (Vertrieb, Fa. Hammelmann) als Vertreter aus der Wirtschaft. Als Beispiel nannte der Vertriebler die sog. D-A-CH-Region. Während die Zusammenarbeit mit Österreich unkompliziert sei, gäbe es einige Hürden mit dem Nicht-EU-Land Schweiz und den Grenzen. Ohne das Schengener Abkommen wäre die internationale Zusammenarbeit seines Arbeitsgebers deutlich komplizierter. Aus wirtschaftlicher Sicht sei eine Vergrößerung der EU sinnvoll. Europa als wirtschaftliche Macht im Wettbewerb mit den USA oder China sei zudem als deutlich gewichtiger anzusehen.
Werner Eckey (Flüchtlingshilfe):
Interessentenkonflikte, die zu Kriegen und zu den Flüchtlingswellen führten, thematisierte Werner Eckey und sah Europa als Lösung. Er appellierte an ein einheitliche Flüchtlingspolitik in der EU. Das Reden einzustellen sei nicht die Lösung, Europa müsse als Einheit eine Problemlösung finden. Eckey bezog sich zudem auf eine repräsentative Umfrage über die wichtigsten Werte in der EU (Frieden, Menschenrechte, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Solidarität). „Demokratie läuft nur, wenn wir dafür kämpfen“, beendete Eckey seine Ausführungen.
Pfarrer Martin Klüsener:
Europa und das Christentum gehöre unbedingt zusammen leitete Pfarrer Klüsener seinen Wortbeitrag ein. Gemeinsame Ziele, wie das Leben in Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung hätten sich auf das Leben der Menschen positiv ausgewirkt. „Ohne die Botschaft Jesu wäre die positive Entwicklung nicht möglich“, zeigte sich Klüsener überzeugt und bezog sich dabei auf die europäische Geschichte und das Engagement von Christen, um die Ideen Europas nach dem 2. Weltkrieg voranzutreiben. „Christliche Werte sind ein wesentlicher Bestandteil der europäischen Identität!“ Europa sei derzeit in einer Orientierungsphase für die kommenden Generationen. Die Kirche und alle Menschen in der EU tragen dabei eine Mitverantwortung.
Christian Thegelkamp (Bürgermeister Gemeinde Wadersloh):
Christian Thegelkamp dankte zunächst den Initiatoren und Organisatoren des Europafests. Die Möglichkeit zum Gang zur Wahlurne sei gut und im Sinne der Demokratie. „Wir sollten die Wahl nutzen“, so der Bürgermeister der Gemeinde Wadersloh. Auch Wadersloh profitiere von der EU. Christian Thegelkamp sprach in diesem Zusammenhang die international agierenden Unternehmen Demand (Liesborn) und Gloria (Wadersloh) an. Internationale Beziehungen kämen auch durch die weiterführenden Schulen zustande. „Für mich war Europa nie ein Problem“, konstatierte Thegelkamp und hob die Vorzüge der gemeinsamen Währung hervor.
Dr. Rainer Großbröhmer (Schulleiter Sekundarschule Wadersloh):
Der Schulleiter der Sekundarschule berichtete davon, dass Europa längst Einzug in die Lehrpläne gefunden hätte und ein großes Unterrichtsthema sei. „Die Herausbildung eines EU-Bewusstseins soll gestärkt werden. Das leben wir“, so Dr. Großbröhmer zu den Lernzielen. Besondere Projekttage und Exkursionen stünden im Zeichen des europäischen Gedankens.
Lea Pösentrup (Schulsprecherin Sekundarschule Wadersloh):
Die 16-jährige Diestedderin darf selbst noch nicht wählen, aber trug einen der wohl wichtigsten Plädoyers vor. Im Gespräch mit ihren Freundinnen hatte sie vorab versucht, die Bedeutung Europas zu ergründen. Die wichtigsten Schlagworte: Sicherheit, Freiheit, Zusammenhalt, Mobilität und Bildung. „Seit über 70 Jahren leben wir in Frieden und haben zudem die schönsten Urlaubsregion. Junge Leute können im Ausland lernen, sich neuen Herausforderungen stellen“, so die Schülerin. „Ich finde, man sollte auch ab 16 wählen dürfen. Das ist unsere Zukunft und wir sollten mitbestimmen dürften“, so Lea Pösentrup.
Alle Statements in der Mein-Wadersloh.de-Liveübertragung vom 11. Mai 2019 (externer Facebook-Link)
https://www.facebook.com/meinwadersloh/videos/346538422713544/
https://www.facebook.com/meinwadersloh/videos/2193546727403172/
Bildergalerie: Europafest in Wadersloh
Fotos/Text/Videos: B. Brüggenthies