Oelde / Wadersloh-Diestedde (mw/bb).Manchmal bedarf es nur weniger Worte, um ein außergewöhnliches Ereignis kurz und knapp auf den Punkt zu bringen und da die meisten Chormitglieder sprachlos waren, zitieren wir an dieser Stelle ebenso knapp eine Sängerin: „Das war einfach nur geil!“ – Der Mehr-Generationen-Chor Diestedde wagte mit der Aufführung der „St. John Passion“ von Bob Chilcott ein hör- und sehenswertes Großprojekt, das seinesgleichen sucht.
Über Monate probte der Chor unter Leitung von Raúl Huesca Valverde das zeitgenössische Werk. Die Besonderheit: Das 2013 verfasste Werk wurde erst vier Mal in Deutschland aufgeführt. Doch wer den „MGC“ kennt, weiß, dass keine Herausforderung zu groß ist. Akribisch wurden die Stücke der modernen Passion immer wieder gesungen, bis wirklich jeder Ton saß. Die Sängerinnen und Sänger freuten sich seit Wochen auf den großen Tag. Da viele Chormitglieder aus Oelde und Umgebung kommen und sicher wohl auch aus Namensgründen (St. John = Johannes) , entschied man sich für eine Aufführung in der St. Johannes-Kirche, die am Sonntagabend bis auf den allerletzten Platz besetzt war. Selbst Kurzentschlossene, die sich noch kurz vor Beginn ein Abendkassenkarte sichern wollten, gingen leer aus.
Die, die sich rechtzeitig eine Karte sicherten, durften sich umso mehr über ein Fest der Sinne freuen. Das ernste Thema der Passion berührte dabei nicht nur das Publikum, sondern auch die Beteiligten. „An vielen Stellen hatte ich Tränen in den Augen“, bekannte der Musikus-Vorsitzende und Mitsänger Norbert Göbel. Schon nach dem ersten Stück war die Anspannung verflogen. Zuvor war der 100-Stimmen-starke Chor festlich in die Kirche eingezogen und wurde im weiteren Konzertverlauf stimmlich und instrumental mit Orchester, dem Bläserquintett Embrassy aus Münster, Solisten (Stephan Hinssen, Michael Nonoff, Bastian Röstel, Heike Hallaschka, Antie Grünewald, Marlies Eckelt, Andreas Unger, Tilmann Muth) und dem Münsteraner Kammerchor Owa Nowa unterstützt.
Eine echte grenzübergreifende Teamleistung war auch die visuelle Gestaltung. Per Projektor wurden passende Bilder der Künstler Gisela und Werner Klenk aus Sünninghausen auf eine Leinward geworfen, die das Leiden Jesu in ausdrucksstarken Werke untermauerten. Tod, Freude, Entschlossenheit, Rettung, Himmel und Erde, Hoffnung, Verzweifelung, Gerechtigkeit, Verbundenheit, Schmerz, Gewinn, Verlust, Erlösung. Alles das erklang am Konzertabend durch das Gemäuer der St. Johannes-Kirche und durchdrang das Publikum. Für einen Gänsehautmoment sorgte zum Höhepunkt des Auftritts kurz vor dem Finale das kollektive Schweigen der Stimmen und Instrumente. „Es ist vollbracht“ (Johannes 19.28-30) und ja, der MCG hat das Leiden Jesu eindringlich intoniert und mit der Darbietung restlos begeistert.
Bildergalerie: Aufführung der „St. John Passion“ von Bob Chilcott in Oelde
Fotos/Text: B. Brüggenthies
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