Diestedde (mw/bb). Vor einem Jahr veröffentlichten wir einen Videokommentar unter dem Titel „DIESTopia2025„. Wir zeichneten darin ein dunkles Zukunftsbild: Leerstände, unbespielte Spielplätze, Weltdorfuntergangsstimmung. Nun rückt 2025 wieder ein Jahr näher. Wie sieht es heute aus? Soviel sei gesagt: Es hat sich seitdem viel getan! Diestedde ist nicht perfekt, aber gerade seine Ecken und Kanten machen das Dorf zu etwas Besonderem. – Ein Zwischenstand.
Das Nikolausdorf Diestedde ist mehr als ein Schlafort oder eine Durchgangsstraße auf dem Weg von Oelde nach Soest oder von Beckum nach Lippstadt. Die Vielfalt von Flora und Fauna, faszinierende Bauwerke und die münsterländer Parklandschaft sind immer einen Besuch wert. Hier ticken die Uhren etwas langsamer und dennoch pulsiert hier das (Dorf-) Leben. Im Winter vor einem Jahr sah es an vielen Stellen im Dorf noch anders aus. Die Infrastruktur ist alles andere als perfekt. Fehlende Einkaufsmöglichkeit, ein wenig attraktiver Ortseingang, die Dauerbaustelle B58. Alles kleine Unzulänglichkeiten. Doch das Dorf und seine Bewohner geben nicht auf und kämpfen für ihren Wohlfühlort. Eindrucksvoll setzten sich Ende 2018 Jugendliche dafür ein, dass Diestedde einen Dirt-Park bekommt, Eltern informierten vor wenigen Wochen mit einem großem Plakat über die Zukunft des Schulstandorts Diestedde. Kinderlachen erfüllte letzte Woche den Kindergarten bei einem großen Forschernachmittag mit Eltern und Großeltern.
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In Diestedde spielt sich Vieles im Verbogenen ab, aber das Dorf kämpft um seine Anerkennung. Das hat nichts mit Kirchturmdenken zu tun. Die Diestedder lieben ihr Dorf und natürlich auch die Gerüchteküche. Die Wege sind kurz hier. Im Baugebiet Diestedde West stehen derzeit die einzigen verfügbaren Baugrundstücke zur Verfügung. Hier wird das dörfliche Miteinander nachbarschaftlich gelebt. Sichert euch schnell einen der Bauplätze dort – Es lohnt sich! Da der soziale Treffpunkt eines Supermarkts fehlt, trifft man sich bei langen Spaziergängen rund um das Schloss oder „Winter’s Eck“ oder irgendwo auf einem Wanderweg-Teilstück am Diestedder Berg.
Aus dem Willkommenszentrum im „Schlosshof“ werden in Kürze Wohnungen, aber hat das ändert nichts an der Willkommenskultur an sich. Schutzsuchende Menschen wurden und werden in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Unser Festival „We are One“ im Sommer 2018 zeigte eindrucksvoll, dass wir alle zusammengehören. Letzte Woche begrüßte mich ein „Flüchtling“ in einer Autowerkstatt in Wadersloh. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht erkannte er mich wieder. Er ist im 2. Ausbildungsjahr und baut sich eine Zukunft auf. Einen Neustart wagt auch die Pizzeria L’Italiano an der Langen Straße. Ein Leerstand weniger! Endlich wieder Pizza und Salat und ein Treffpunkt vor Ort. Auch das Schloss Crassenstein erblüht zu neuem Leben. Internat, Sprachschule, Standesamt, Ausrichtungsort für Konzerte und Veranstaltungen. Es geht voran! Über die Zukunft des Lebensmittelladens kursieren viele Gerüchte. Ja, es gibt Gespräche. Nein, die Tinte unter einem Vertrag ist noch nicht trocken und manchnes braucht seine Zeit.
Wenn man sich das aktuelle Dorfgefüge ansieht, die Vereine und Gruppen, den Zusammenhalt der Dorfbewohner untereinander. Der Stolz auf das, was das Nikolausdorf ausmacht, was der Ort seit 1136 erreicht hat. Die Femeeiche ist nicht mehr, aber dafür ein wunderwoller Wanderweg mit einer Artenvielfalt, die ihresgleichen sucht. Ziegen, Enten, Hühner, Gänse, Schafe, Rinder, Pferde, Schweine – Leben, wohin man schaut. Das rauschende Wasser des Mühlenbachs versetzt einen in eine andere Welt. Ein Rückzugsraum für Jung und Alt. Am Backhaus und an der Remise stehen Fahrräder. Draußen hört man, dass im Innern gesprochen wird. Im Karl-Leisner-Heim treffen sich die Senioren zu Kaffee und Kuchen, abends probt der stimmgewaltige Mehr-Generationen-Chor für seinen nächsten Auftritt. Eine Woche zuvor stellte der Heimatverein an gleicher Stelle sein Jahresprogramm mit unzähligen Veranstaltungen vor.
Im Kirchenpark – dem Vermächtnis von Pfarrer Johannes Klein – blühen die Winterlinge und Schneeglöckchen. Neugierig stecken die Blumen ihre Köpfe aus dem Boden und schauen nach dem Rechten: DIESTopia2025 ist in diesen Momenten noch weit entfernt. Unser Dorf hat Zukunft! Wie diese aussieht, haben wir selbst in der Hand.
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Kommentar/Videoproduktion: B. Brüggenthies, www.mein-wadersloh.de,
2019 Hintergrundmusik: Reach von Caleb Etheridge, lizenziert durch Brueggenthies Marketing