Diestedde (mw/bb). Eigentlich könnte alles ganz einfach sein: In Diestedde fehlen Schüler, in Liesborn sind es zu viele. Das betrifft aber erstmal nur das kommende Schuljahr und da die Bezirksregierung nur fünf Eingangsklassen für den Grundschulverbund zulässt, steht ein großes Fragezeichen über die Schulstandorte in Liesborn und Diestedde. Im Nikolausdorf machen Eltern an diesem Wochenende nun mobil und „werben“ für die Bildung einer Eingangsklasse in Diestedde.
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Zwei Schulkassen in Liesborn, keine in Diestedde oder in beiden Orten jeweils eine? Die Situation ist kompliziert und die Entscheidung rückt näher und näher. Benedikt Breloh und Axel Steinbrink sind beide direkt betroffen. Die Familienväter aus dem Neubaugebiet „Diestedde West“ haben die Beratschlagungen des Gemeinderats und Eltern in den letzten Tagen aufmerksam verfolgt und spontan beschlossen, die Initiative zu ergreifen. Mit einem großen Transparent haben sie einen Infostand an der Tankstelle Schröder an der Langen Straße verziert und zur offenen und sachlichen Diskussion über die Zukunft eingeladen. „Wir wollen die breite Masse auf die Problematik hinweisen und es nicht einfach so hinnehmen, dass Diestedde möglicherweise keine 1. Klasse bekommt. Ein Lösungsansatz wäre es ja, wenn sich Eltern in Wadersloh oder Liesborn bereit erklären würden, ihre Kinder bei uns in Diestedde einzuschulen“, sagt Axel Steinbrink.
Weitreichende Folgen für die Zukunft der Dörfer?
Die Auswirkungen beim Fehlen einer Eingangsklasse sehen beide Familienväter als gravierend an: „In unserem Baugebiet gibt es noch 20 Bauplätze. Beim Fehlen einer 1. Klasse dürfte es schwer werden, die Bauplätze zu vermarkten. Das Vereinsleben hängt auch davon ab und die Angebote für Kinder und Jugendliche hier vor Ort. Für uns Eltern ist es einfach angenehmer, wenn die Kinder vor Ort zur Schule gehen können“, sagen Axel Steinbrink und Benedikt Breloh. Die ungleichen Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr stellen eine Ausnahme dar. Die Diestedder Eltern hoffen, dass die heimischen Politiker das bei der Entscheidung berücksichtigen. Doch auch in Liesborn können die Schülerzahlenein Problem darstellen. Die Höchstgrenze pro Klasse liegt bei 29 Schülerinnen und Schülern. Es sind mit 31 also zwei zuviel. Doch die Liesborner wollen – wie auch die Diestedder- die Kindern nicht in das Nachbardorf zur Schule schicken.
„Tendenziell hoffen wir natürlich, dass sich Eltern in den Orten bereit erklären, die Kinder hierher zu schicken. Wir werden auch in Sünninghausen fragen, ob dort eine Bereitschaft vorhanden ist. Wir haben einfach die Angst, dass das Fehlen der Eingangsklasse dazu führen kann, dass der Schulstandort Diestedde ganz geschlossen wird“, sagt Axel Steinbrink. Direkt betroffen ist auch Jessica Peters. Ihr Sohn Anthony soll im Sommer eingeschult werden. „Wir wohnen direkt an der Grundschule und Tony soll ab der 3. Klasse ein Schlüsselkind werden. Uns geht es vor allem aber auch um den Klassenzusammenhalt. Für uns alle ist es einfacher, wenn die Schüler vor Ort bleiben. Und was passiert mit den Wiederholern, die dann möglicherweise in den Nachbarort fahren müssten? Wir wurden erst sehr spät informiert und haben vieles nur aus der Presse erfahren“, so die die junge Mutter, die appelliert, dass Eltern aus den anderen Ortsteilen die Kinder in Diestedde einschulen lassen: „Das hätte auch den Vorteil, dass die Klassen in Wadersloh und Liesborn kleiner wären und die Schüler dann aufmerksamer.“
Die Entscheidung soll in der kommenden Ratssitzungam 6. Februar getroffen werden. Nach Willen des Rats und der Eltern soll eine einvernehmliche Lösung gefunden werden. Die Verwaltung stellte in Aussicht, dass die Kinder sogar von der Haustür abgeholt und zur Schule gefahren und abgeholt werden. Die Unsicherheit ist in den beiden kleineren Wadersloher Ortsteilen groß. Eigentlich nachvollziehbar, denn ganz so einfach ist die Problemlösung nicht, aber schließlich geht es nicht um das Wohl der Kinder, sondern auch ein Stück weit um die Zukunft der beiden Dörfer.
Die Diestedder Grundschuleltern stehen auch am Samstagmorgen (02. Februar 2019) an der Tankstelle für ein Gespräch zur Verfügung und hoffen auf eine große Anteilnahme und lebhafte Diskussion.