Diestedde (mw/bb). Wenn der zuckersüße Birnenduft den alten „Backs“ am Blauen Giebel einnebelte, wusste die ganze Steinackerstraße: Tante Käthe war wieder fleißig. Die legendären Geschichten seiner Tante erzählt Walter Jasper am liebsten auf Platt und lässt die Erinnerung an die alte Dame damit lebendig bleiben. Gleiches gilt für das „Speckbirnenbacken“ im Diestedder Backhaus. Gemeinsam mit Heiner Panreck und Jürgen Nordhoff vom Heimatverein Diestedde soll diese alte Tradition im August wiederbelebt werden.
„Unser erstes Jahr in Diestedde war ein gutes Speckbirnenjahr und Tante Käthe hat mich damals direkt zur Mitarbeit verpflichtet. Die alte Tradition der Birnenbackerei fand fast auf jedem alten Hof statt. Knabbeln, Brote und Kuchen und eben auch Birnen wurden gebacken. Die reifen Speckbirnen mussten innerhalb von zwei Wochen verarbeitet werden. Keinesfalls durften sie gelb am Baum sein und runterfallen, aber auch nicht zu grün“, erklärt Walter Jasper. In den 17 gemeinsamen Jahren mit seiner Tante Käthe auf dem Gehöft gehörte das Speckbirnenbacken einfach dazu. Ein altes Foto aus dem Jahre 1980 zeigt den Künstler in jüngeren Jahren mit einer großen Mengen Birnen und der geliebten Tante: „Das Foto mit Tante Käthe und ihrem Kopftuch hat bis heute einen festen Platz in meinem Atelier. Wolfgang Morisse hat den Moment damals perfekt eingefangen“, strahlt der Diestedder Heimatkünstler.
Abenteuerlich ging es schon bei der Ernte zu. „Wir haben die reifen Früchte mit dem Eishaken abgeschüttelt. Eines Tages sind aber nicht nur lauter Birnen, sondern auch vier Bienenstöcke von den Bäumen gefallen. Tante Käthe hat mindestens sieben Stiche an der Backe. Aber als Entschädigung gab es ja eimerweise Birnen. Einen Teil davon haben wir den Nonnen ins Haus Maria Regina gerbacht. Die waren genauso überglücklich wie wir“, schmunzelt Walter Jasper und rückt sich seinen Sonnenhut zurecht.
Die alte Tradition wieder aufleben zu lassen hätte sicher auch Tante Käthe sehr gefallen. „Das ist Brauchtumspflege pur. Wir hatten einen ähnlichen Ofen wie der hier im Backhaus. Es gibt doch nichts Schöneres, als eine Tradition weiterleben zu lassen. Jahr für Jahr!“ Das zuckersüße Birnenbackvergnügen ist als dreitägige Aktion geplant. Vom 16. bis zum 18. August. Am Samstagnachmittag (18. August) ist zudem eine kleine Verköstigung geplant. Eine tolle Aktion für das Fachwerk-Backhaus im Herzen des Dorfes und eine süße Erinnerung an eine alte Dame und einen alten Brauch im Nikolausdorf.
Fotos (2), Text: B. Brüggenthies