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Fragt man in Diestedde nach dem wohl bedeutendsten Bauwerk und dem schönsten Ort des Dorfes, so neigen sich die Köpfe der Befragten in Richtung Norden: Am Ortseingang des Nikolausdorfes liegt das verträumte Schloss namens Crassenstein. 1177 wurde es vom Burggrafen von Stromberg erbaut und sollte wohl einst den Besitz in Diestedde und das Benediktinerkloster in Liesborn schützen. Nun wartet das imposante Bauwerk darauf, aus seinem Dornröschenschlaf geweckt zu werden.
Idylische Umgebung lädt zum Erkunden ein
Vor allem wenn sich die Blätter der Bäume rund um das Wasserschloss langsam bunt verfärben und der Herbst sein schönstes Gesicht zeigt, lädt die Schlossumgebung zu einer abenteuerlichen Entdeckungsreise ein. Auch wenn Crassenstein auf einen neuen Besitzer wartet, hat das knallgelbe Schloss in seiner idyllischen Umgebung nichts von seinem Zauber verloren.
Seit der Fertigstellung der Fischtreppe am Mühlenwehr vor nicht ganz 10 Jahren hat der Diestedder Norden als Ausflugsziel deutlich an Attraktivität gewonnen. Schon die Sichtachse an der Langen Straße lässt die historischen Gemäuer des prächtigen Barockbaus erahnen und weckt die Neugierde. Umgeben von dem alten Mühlengebäude, der 900-jährigen Feme-Eiche und einer lebhaften Flora und Fauna klappert das Mühlrad im Wasser des rauschenden Mühlenbachs. Die Enten schwimmen auf der Schlossgräfte um die Wette, die Pfauen erkunden neugierig das Umland, auf den Wiesen grasen Galloway-Rinder im Schatten der majestätischen Eichenbäume. Eine von ihnen hat es zu besonderer Berühmtheit gebracht: Die Feme-Eiche.
Die Diestedder Feme-Eiche: Das langsame Sterben eines fast 1.000 Jahre alten Wahrzeichens
Im Mittelalter diente der Baum noch als Gerichtsstätte. In einem 2014 entstandenen Hörspiel erzählt die knapp 900 Jahre alte Eiche ihre Geschichte. Umgeben von dem Schloss, dem Klappern des Mühlrads und den Stimmen von spielenden Kindern erlebte der Baum eine wechselhafte Geschichte, die Anfang 2016 nach einem schweren Sturm endete: Nach 900 Jahren wurde das letzte Kapitel der Geschichte des Diestedder Naturwahrzeichens aufgeschlagen. Die Feme-Eiche wird wohl nicht mehr ausschlagen. Das grüne Herz des majestätischen Baumes hat nach fast tausend Jahren aufgehört zu schlagen. Auch wenn die Femeeiche nun verstummt ist, lebt sie in der Erinnerung vieler Besucher aus Diestedde und Umgebung weiter. Nicht nur in Form des Hörspiels „Die sprechende Eiche“ wird der stolze Eichenbaum fortbestehen. Einige Jahre wird auch der Rest der einst mächtigen Eiche noch an ihrem Standort am Mühlenbach zu sehen sein.
Quo vadis, Crassenstein? – Was wird aus Crassenstein?
Hinter den Kulissen der prächtigen Schlossgemäuer herrscht indes schon seit Langem ein reges Treiben. Während die Feme-Eiche sanft eingeschlafen ist, soll ins Schloss wieder Leben einkehren. Die Planungen für die Zukunft des einstigen Adelssitzes derer Von Wendt und De Marchant et d‘Ansembourg nehmen langsam Gestalt an. Das Wasserschloss steht zum Verkauf und es gibt mehrere Kaufinteressenten. Derzeit finden Verkaufsverhandlungen statt. Doch bis heute ist die markante historische Immobilie und das Wahrzeichen des Nikolausdorfes noch immer im Besitz von Margarete Drews, die ihren Lebensmittelpunkt nach dem Tod ihres Mannes, Prof. Dr.-Ing. Paul Drews, auf ins belgischen Eupen verlegt hat. Seit Monaten finden Begehungen und Planungen hinter den Schlossmauern statt.
Wer erweckt das Schloss wieder zum Leben?
Potenzial hat das Märchenschloss im Grünen und auch genügend Interessenten gibt es. Anfragen für Crassenstein als Schulstandort, als Wellnesshotel und als ehrgeiziges Projekt gemeinschaftlichen Wohnens gab es in den letzten Monaten.
Die Konzertveranstaltungen, Kunstausstellungen, der jährliche „Große Zapfenstreich“ des Schützenvereins und der Mittelaltermarkt „Femegericht zu Diestedde“ waren und sind unvergessliche Höhepunkte vor atemberaubender Kulisse.
Das Schloss als Ort der Kultur, der Forschung oder der Begegnung wären ganz im Sinne des 2012 verstorbenen Professor Drews gewesen, der sich vor 17 Jahren in das damals noch rosafarbende Bauwerk verguckte und das münsterländische Wahrzeichen vor dem Verfall rettete. Doch noch wird die wechselhafte Geschichte von Crassenstein nicht fortgeschrieben. Wer erweckt Crassenstein aus dem Dornröschenschlaf?
Dieser Beitrag ist aus dem WADERSLOH MAGAZIN ROYALE. Die Printausgabe ist seit dem 23. August in vielen Verkaufstellen in der Gemeinde Wadersloh und in unserem Online-Shop erhältlich.
Video, Fotos, Text: Benedikt Brüggenthies