Paris, Frühsommer 1832. Viele Menschen auf den Straßen kämpfen ums Überleben. Der Revolutionsgedanke flammt vor allem bei den Studenten in den Cafés und Tavernen wieder auf. Der geläuterte Ex-Sträfling Jean Valjean findet sich in einer unruhigen Zeit wieder: Dank der Gnade eines Bischofs beschließt er ein neues Lebenskapitel aufzuschlagen, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich fortan sozial zu engagieren. Als der Polizei-Inspektor Javert hinter der Geheimnis des ehemaligen Häftlings kommt, droht die Situation zu eskalieren. Zeitgleich verliebt sich Valjeans Adoptivtochter Cosette in Marius, einen der studentischen Anführer des Juni-Aufstands. Für beide Protagonisten, Jean Valjean und Marius, beginnt ein scheinbar aussichtsloser Kampf.
Die Burgbühne Stromberg hat das Werk „Die Elenden“ von der Metropole Paris in die münsterländische Provinz geholt. Mein-Wadersloh.de war bei der Premiere dabei.
Erschreckend nah an der Realität: Historischer Romanstoff ist zeitlos
Der Roman „Die Elenden“ (frz. „Les Misérables“) von Victor Hugo zählt zu den wichtigsten Werken der französischen Literatur. Das 1.100 Seiten starke epochale Werk wurde unzählige Male als Musical umgesetzt und verfilmt. Zuletzt 2013 in der „Traumfabrik Hollywood“ mit Hugh Jackmann und Anne Hathaway (Oscar für die beste Nebenrolle). Auch die Aufführung vor der Heilig-Kreuz-Kirche war eine eigene Interpretation. Regisseur Hendrik Becker kürzte das Stück ohne dabei die zeitgenössischen Aussagen zu vernachlässigen. Vielmehr waren die Bezüge beängstigend nah an aktuellen Ereignissen (Putschversuch in der Türkei). Beckers selbst erarbeitete Fassung machte den Geist der Revolution für einige Stunden wieder lebendig. Dazu trug vor allem auch die Laienspielschar bei, die mit großer Hingabe überzeugte: Vor allem Guido Huster (Jean Valjean) und Veronika Holthöfer (Cosette) spielten ausdrucksstark.
Liebe zum Detail verrät Akribie bei den monatelangen Vorbereitungen
Die Kulisse der Kreuzkirche wurde nahezu perfekt in die Geschichte integriert. Das Bühnenbild ließ Stromberg für den Premierenabend für einige Stunden zu einem längst vergangenen Paris werden. Vieles spielte sich dabei im Hintergrund ab. Das Publikum konnte bei genauem Hinsehen immer wieder neue Details entdecken. Das 51-köpfige Ensemble erwies sich als gut eingespielt in der lebendigen Szenzerie, die die Dramatik des Romanstoffs bestens untermauerte. Die Mimik und Gestik der Darstellerinnen und Darsteller zeugte von der Leidenschaft der Laien für das Schauspiel, denen man das Lampenfieber nicht anmerkte.
Weltliteratur stimmungsvoll auf die Bühne gebracht: Chapeau, Burgbühne Stromberg!
Für den gebürtigen Stromberger Hendrik Becker war „Die Elenden“ die zweite Regiearbeit für die Burgbühne in seinem Heimatort. Der Regisseur fieberte -genauso wie das Premierenpublikum- vor den Kulissen mit den Akteuren mit. Besonderes bei den dramatischen Szenen, als sich Haupt- und Nebenfiguren zum vermeintlich letzten Gefecht an den Barrikaden treffen. Zu diesem Zeitpunkt war die Sonne längst untergegangen rund um historischen Stufen der Wallfahrtskirche und das warme Licht der Fackeln sorgte für Gänsehautstimmung im finalen Akt.
Ein Stück Weltliteratur in der münsterländischen Provinz: Ein Experiment, das glückte. „Les Misérables“ funktioniert auch als Schauspielfassung. Das Publikum zeigte sich begeistert. Chapeau, Burgbühne Stromberg!
Weitere Aufführungen
Donnerstag | 11. August | 20 Uhr |
Samstag | 13. August | 16 Uhr |
Samstag | 13. August | 20 Uhr |
Dienstag | 16. August | 20 Uhr |
Donnerstag | 18. August | 20 Uhr |
Samstag | 20. August | 20 Uhr |
Dienstag | 23. August | 20 Uhr |
Donnerstag | 25. August | 20 Uhr |
Samstag | 27. August | 20 Uhr |
Dienstag | 30. August | 20 Uhr |
Donnerstag | 01. September | 20 Uhr |
Samstag | 03. September | 20 Uhr |
Bildergalerie „Die Elenden“
Text/Fotos: Benedikt Brüggenthies