Großalarm am zweiten August-Wochenende am Mauritz in Wadersloh: Nach einem Unglück bei Westag & Getalit an der Münsterstraße rücken sämtliche Einsatzkräfte der Großgemeinde aus. Der Ernstfall ist nur eine Übung, aber mit einem besonderen Hintergrund: Es ist die letzte unter der Leitung von Paul Pickert, der nach 16 Jahren als Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Wadersloh den Staffelstab an seinen bisherigen Stellvertreter Michael Linnemann weitergibt. Mit einem historischen Ford Taunus Transit eilte Paul Pickert mit Ehefrau Annette zum Werksgelände. Ein letztes Mal zog Pickert die Uniform mit der Aufschrift „Einsatzleiter“ an. Das Szenario der Abschlussübung sah einen Aceton-Unfall in einer Werkhalle mit starker Verqualmung vor. Sechs Personen mussten geborgen werden. Rund 120 aktive Kräfte der Gemeinde Wadersloh waren an dem Einsatz beteiligt, darunter auch die Jungfeuerwehr, die Mitglieder der Feuerwehrkapelle, die sich als „Opfer“ zur Verfügung stellten, sowie die Werkfeuerwehr der Firma Westag & Getalit. Ebenfalls anwesend war die Ehrenabteilung, die den Einsatz als Beobachter verfolgten.
Beeindruckende Bilanz
Paul Pickert gibt seinen Posten als Wehrführer mit einer beeindruckenden Bilanz ab: Von seinen bisher 43 Dienstjahren kann der Liesborner auf 25 Jahre in der Wehrführung zurückblicken. Am 1. Juli 1990 wurde er stellvertretender Wehrführer unter Günter Schalkamp. Neun Jahre später übernahm Pickert dann die Leitung. Seitdem wurden nahezu alle Einsatzfahrzeuge ersetzt und Feuerwehrgerätehäuser auf den neuesten Stand gebracht. Der Löschzug Göttingen hat ein neues Gerätehaus bekommen. Aber auch der Aufbau der Feuerwehrkapelle und der Jugendfeuerwehr erfolgte unter der Leitung von Pickert.
Rückblickend auf seine Zeit als Wehrführer sagt Pickert: „Es ist Interessant, schön und ab und zu etwas stressig. Aber wenn man es nicht gerne machen würde, täte man es nicht.“ So ganz ohne die Feuerwehr, Blaulicht und Martinshorn geht es dann aber dann noch nicht: Trotz des Eintritts in die Rente als Wehrführer hat Pickert seinen Dienst in der aktiven Wehr um weitere drei Dienstjahre verlängert: „Ich bin Feuerwehrmann mit Leib und Seele. Ich möchte von 150 auf Null runterfahren und meine Feuerwehrzeit langsam in der Mannschaft ausklingen lassen“, so der Wehrführer a.D.. Ehefrau Annette freut sich auf mehr Zeit mit ihrem Mann und ergänzt: „Wir wollen mal abwarten. Die Feuerwehr bleibt wohl immer vorne an. Die Einsätze und Versammlungen sind sehr zeitintensiv, aber jetzt müssen die Jüngeren ran.“
Nach der erfolgreichen Übung ging es zur Abschlussbesprechung und gemütlichem Beisammensein zum Schützenplatz in Liesborn, wo Michael Linnemann im Namen aller Kameraden Pickert für seinen unermüdlichen Einsatz dankte. Die Rufbereitschaft während der Großübung übernahmen die Kameraden der Feuerwehr Beckum. Eine offizielle Verabschiedung des scheidenden Wehrführers ist für den Herbst geplant.