[dropcap]F[/dropcap]amilienforschung ist eine spannende Angelegenheit, die viel Geduld und Hartnäckigkeit erfordert und manchmal Familien zusammenbringt, die nur wenige hundert Meter auseinander wohnen. Hanno Trurnit aus München hatte ein ehrgeiziges Ziel, als er vor knapp anderthalb Jahren mit der Ahnenforschung seiner weit entfernten Verwandtschaft in Westfalen begann. Am vergangenen Wochenende trafen sich nun über 100 Mitglieder der Familie Bredenhöller zu einer außergewöhnlichen Familienfeier im Hotel Karger in Wadersloh, wo Trurnit nicht nur sein Buch „Bredenhöller – Auf den Spuren eines westfälischen Bauerngeschlechts“ vorstellte, sondern vor allem eine Großfamilie zusammenführte.
Von Diestedde nach München und in die USA
Der Name „Bredenhöller“ kommt in der Gemeinde Wadersloh häufig vor: In Diestedde gibt es an der Oelder Straße gleich zwei große Höfe mit dem Namen: „Bredenhöller vor dem Berg“ und „Bredenhöller hinter dem Berg“ sind nur wenige hunderte Meter voneinander entfernt. Etwas weiter entfernt ist die Marktgemeinde Glonn in Bayern: 600 Kilometer trennen den Ort vom westfälischen Diestedde. Ein Onkel (Paul Bredenhöller) war während des zweiten Weltkriegs in ein Lazarett in München gekommen und hatte sich in eine nette Krankenschwester verguckt. Schon bald stand eine Hochzeit an und so entstand auch im entfernten Bayern ein Bredenhöller-Clan, der bis heute in dritter Generation eine Schreinerei bei München führt. Ein anderer Onkel suchte sein Glück in den USA. Eines haben sie aber alle gemeinsam: Ihre Vorfahren.
Eine Familienzusammenführung der besonderen Art
Der ursprüngliche Hof „Bredenhöller“ lässt sich bis in Jahr 1609 zurückverfolgen. Ein kleiner Teich an der Oelder Straße in Diestedde weist noch heute auf den damaligen kleinen Kotten hin, den Gerhard Henrich Bredenhöller 1930 aufgeben musste. Seit dieser Zeit haben die Nachkommen der Familie Bredenhöller nicht nur in der Gemeinde Wadersloh, sondern auch in Ahlen, Oelde, im Rheinland, Bayern, den USA und Kanada ein neues Zuhause gefunden. Umso erfreuter zeigten sich die Diestedder Familienzweige rund um Heinz und Willi Bredenhöller und der bayrische Zweig um Bernhard und Clara Bredenhöller, dass mit Hilfe von Hanno Trurnit und seiner Ahnenforschung ein Großteil der Familie wieder zusammengeführt werden konnte. „Eigentlich waren wir am Anfang noch recht skeptisch, ob so ein Familientreffen überhaupt jemand interessieren würde. So etwas gab es in dieser Größenordnung ja noch nie. Über die Jahrzehnte ist Vieles verlaufen, man hat sich nicht gekümmert. Als dann nach und nach immer mehr Zusagen kamen, waren wir überwältigt von der Resonanz“, so Willi Bredenhöller. „Wir gehören alle zusammen, auch wenn wir uns bis heute vielleicht nie persönlich begegnet sind oder uns seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben“, stimmte Heinz Bredenhöller zu.
Familienfeier wird in Erinnerung bleiben
Schon zu Beginn der ungewöhnlichen Familienfeier brachte Hanno Trurnit Licht ins Dunkle und zeigte anhand von Ahnentafeln die verwandtschaftlichen Beziehungen auf. Nach gemeinsamen Mittagessen, Fototermin und Kaffeetrinken, vor allem aber viel Zeit für persönliche Gespräche rundete ein kleines Gospelkonzert unter Leitung von Martina Schröer und eine musikalische Kostprobe von Kantorin Elena Borisovets die Familienzusammenführung in der Pfarrkirche St. Margareta ab. Das herzliche Wiedersehen nach langer Zeit und das Kennenlernen bisher unbekannter Familienmitglieder waren ein voller Erfolg. „Auf Englisch heißt Familientreffen ‚Family Reunion‘, also Wiedervereinigung, und genau das haben wir heute hier vollbracht“, freute sich der Hobby-Familienforscher Hanno Trurnit.
Bredenhöller-Familie ist das 8. Werk von Hanno Trurnit
Der in Grünwald bei München lebende Hanno Trurnit, Verleger im Ruhestand, ist Heimat- und Familienforscher aus Leidenschaft. Mit dem Band „Bredenhöller – Auf den Spuren eine westfälischen Bauerngeschlechts“ erscheint die nunmehr achte von ihm zusammengetragene Familienchronik. „Immer mehr Menschen wollen etwas über ihre Vorfahren wissen und beschäftigen sich mit den Wurzeln. Mir geht es darum, nicht nur die Geschichte der Ahnen aufzuarbeiten, sondern auch etwas Bleibendes für die Nachkommen zu schaffen. Die vielen Begegnungen, auch hier in Wadersloh, sind dabei etwas Besonderes für mich“, so der Hobby-Familienforscher, dessen Schwiegertochter aus dem bayrischen Zweig der Bredenhöller-Familie stammt.
Familienchronik benötigte 1000 Arbeitsstunden
„Die Fertigstellung hat schon eine Weile gedauert“, verrät Trurnit weiter. Insgesamt 1,5 Jahre und mehr als 1000 Arbeitsstunden investierte er in die umfassende Recherche und Fertigstellung der besonderen Familienchronik. Trurnit, der selbst westfälische Wurzeln hat, durchstöberte unzählige Verzeichnisse, Internetseiten, Heimat- und Kirchenbücher und Archive in Deutschland und den USA. Das 140 Seiten starke Buch ist nicht nur eine Familienchronik, sondern zudem ein beeindruckendes Zeitdokument über das bäuerliche Leben im Münsterland geworden. „Die persönlichen Begegnungen und Gespräche während der Recherche und die Freude und Dankbarkeit bei den Familientreffen honorieren meine Arbeit“, so Trurnit. 242 lebende und weitere 200 angeheirate Familienmitglieder fanden auf den Ahnentafeln Platz. Insgesamt werden 915 Nachkommen in dem Buch namentlich erwähnt.